Schon lange träumten wir davon Südosteuropa zu bereisen und neue, für uns noch fremde Kulturen kennenzulernen. Im Herbst letzten Jahres war es dann endlich soweit und wir machten uns auf den Weg einen Teil des Balkans zu erkunden. Wir hatten uns im Vorfeld bereits Informationen eingeholt, was die Einreise und andere organisatorische Dinge betraf, aber auch bereits einige Sehenswürdigkeiten und mögliche Stellplätze herausgesucht. So starteten wir einigermaßen vorbereitet in ein neues Abenteuer.
Über Österreich, durch Slowenien nach Kroatien
Die Anfahrt zum eigentlichen Reiseland ist für uns bereits Teil des Roadtrips und wir lassen es entspannt und gemütlich angehen. Für unseren ersten Übernachtungstopp wählten wir
daher nach knapp zweihundert Kilometern einen Bauernhof in der Steiermark, den wir über Landvergnügen fanden.
Nach einer ruhigen Nacht erlebten wir einen wunderschönen Sonnenaufgang mit herrlichem Bergpanorama und ließen uns im Anschluss ein vorzügliches
Frühstück mit selbstgemachten Produkten unserer Gastgeber schmecken. Nach diesem entspannten Start in den Tag machten wir uns im Laufe des Vormittags weiter auf den Weg Richtung
slowenische Grenze. Dieses Mal nutzten wir das sehenswerte Slowenien, welches wir vor einiger Zeit schon einmal ausführlicher erkundet hatten - den Beitrag dazu findet ihr hier - nur zur Durchreise und fuhren auf schnellstem Weg weiter nach Kroatien. Für die knapp sechzig Kilometer wurden Mautgebühren fällig,
die man vermutlich aber auch gut umfahren hätte können. In Kroatien hingegen befuhren wir nur Landstraßen und kamen unserem eigentlichen Reiseland immer näher. Kurz vor der
Grenze legten wir erneut einen Stopp ein.
Über die App Park4Night fanden wir einen Stellplatz auf der White Deer Ranch mit angeschlossenem Restaurant. Wir wurden freundlich aufgenommen, das Essen war hervorragend und die Aussicht auf das Rotwildgehege sowie der anschließende Spaziergang in der näheren Umgebung, machten den Platz zu einem tollen Übernachtungsstopp.
Willkommen in Bosnien und Herzegowina
Nur wenige Kilometer von unserem letzten Schlafplatz entfernt, überquerten wir die nächste Landesgrenze am Grenzübergang Izačić und verließen die EU. Wann hatten
wir zuletzt eine Grenze mit dem Auto passiert, bei der es eine richtige Passkontrolle gab? Dementsprechend dumm stellten wir uns dann auch an, denn irgendwie überrissen wir es nicht, dass
wir zunächst aus der EU ausreisten, einen Schalter weiter nach Bosnien und Herzegowina einreisten und am darauffolgenden Schalter auch noch den Zoll passierten. Wie wir in
späteren Gesprächen mit anderen Reisenden hörten, ging es anderen aber genauso, da es nicht wirklich ersichtlich war.
Nach dieser kleinen Aufregung fuhren wir weiter in die Stadt Bihać und erledigten erst einmal ein paar Dinge, wie Geld umtauschen
(1 € entspricht ~ 2 KM), Einkaufen und wir besorgten uns eine lokale Sim Karte fürs Handy. Im Anschluss ging es rund vierzig Kilometer weiter in den Una
Nationalpark. Befuhren wir zunächst noch normale Straßen, wurden diese irgendwann immer schmaler und führten uns schließlich über eine Schotterpiste zum Eingang des Štrbački
Buk. An einem kleinen Häuschen erhielten wir Infomaterial und zahlten 7 KM pro Person. Weiter ging es zu einem unebenen Parkplatz mitten auf einer Wiese. Von dort waren
es dann nur noch wenige Schritte bis zu einem Holzbohlenweg, der uns am Fluss entlang bis zum höchsten Wasserfall des Nationalparks führte.
Nach einer ausgiebigen Erkundungstour begaben wir uns zurück auf die staubige Schotterpiste. Bereits bei der Hinfahrt hatten wir einige Stellplätze für Camper entdeckt und wurden zum Teil auch bereits von deren Besitzern, die ihre Gartengrundstücke für Wohnmobilisten gegen Entgelt zur Verfügung stellten, angesprochen. Wir entschieden uns für den Platz Kamp Vasva & Hazim und hatten sogleich einen freundlichen Kontakt zur Familie und wurden herzlich Willkommen geheißen. Mit dem Camper stellten wir uns direkt an die Una an einen Pavillon und genossen den restlichen Tag am Wasser. Sogar ein kleines Toiletten- und Duschhäuschen war vorhanden. Wir zahlten 20 KM die Nacht und können diesen Platz nur weiterempfehlen.
Der Nationalpark Una
Bereits am nächsten Tag verabschiedeten wir uns von unserem ersten genialen Übernachtungsplatz und fuhren weiter durch den Nationalpark Una. Einen kurzen Zwischenstopp legten wir im größten Ort des Nationalparks - Kulen Vakuf - ein. Groß ist allerdings relativ, denn mit nicht einmal 500 Einwohnern ist das verschlafene Örtchen überschaubar. Neben der Sultan-Ahmed-Moschee aus dem 17. Jahrhundert in der Ortsmitte, ist vor allem die über dem Ort thronende mittelalterliche und osmanische Festung Ostrovica erwähnenswert.
Nur rund elf Kilometer weiter befand sich der Ort Martin Brod, unser eigentliches Ziel. Der Weg dorthin gestaltete sich wieder einmal interessant, denn schon bald wurde aus der gut zu befahrenden Strecke abermals eine Schotterstraße, die wir mit unserem Ford Transit aber mühelos meisterten.
An einer nicht sehr vertrauenserweckenden Holzbrückenkonstruktion bogen wir nach links in ein schmales Sträßchen ein und befanden uns mitten in einem Naturparadies. Umschlossen von den beiden Flüssen Unac und Una liegt der Ort eingebettet in herrlicher Natur. Als Camper boten sich uns zwei Übernachtungsmöglichkeiten. Zum einen der Camping & Picnic Place Lucica mit überdachten Tischen und Bänken sowie Sanitäranlagen direkt am Wasser oder die Möglichkeit an der Straße zum Infopoint des Nationalparks auf einer Wiese zu stehen. Wir entschieden uns für Letztere, da der Campingplatz bereits gut besucht war. Unabhängig davon wurden auch wir am Abend von einem Park-Ranger mit 20 KM zur Kasse gebeten. Dies war aber völlig in Ordnung, denn am Infohäuschen konnten wir die sauberen WCs nutzen, die auch in der Nacht offen gelassen wurden.
Da wir nur einen kurzen Anfahrtsweg hatten, blieb uns genügend Zeit für eine ausgiebige Erkundung des Ortes. Es gab einen Rundwanderweg entlang der Straße, der zunächst zurück zur erwähnten
Brücke führte, sie überquerte und dann immer der Straße entlang in den Ort ging. Dort zweigten wir an der ersten Möglichkeit nach links ab und passierten die alte Mühle und
die kleinen Wasserfälle von Martin Brod. Eine strategisch günstig wohnende Frau verkaufte uns Schmalzgebäck, welches wir uns direkt am Wasserfall
schmecken ließen. Nach dieser kleinen Stärkung spazierten wir über eine Hängebrücke mit herrlichen Ausblicken auf den Fluss zu einem Kassenhäuschen. Hier ging es nur weiter, wenn
eine Gebühr von 3 KM pro Person gezahlt wurde. Wir wurden mit den wunderschönen großen Wasserfällen von Martin Brod, die wir nach kurzem Fußmarsch erreichten,
belohnt.
Nachdem wir die Schönheit der Natur ausgiebig begutachtet hatten, wanderten wir noch ein kurzes Stück weiter, denn wir hörten von einer Besonderheit, die wir uns unbedingt anschauen wollten. An
einer Wassermühle ließen wir uns erklären wie mit der Kraft des Wassers Mehl gemahlen wurde und bekamen eine kleine Vorführung, wie in früheren Zeiten Wäsche
gewaschen wurde. Die Familie nutzt die natürliche Waschmaschine sogar noch heute für ihre Teppiche.
Zurück am Kassenhäuschen spazierten wir weiter die Straße entlang und entdeckten nach wenigen Schritten das Restaurant "Kod Zore". Uns knurrten mittlerweile die Mägen und wir
ließen uns in dem gemütlichen Gastgarten nieder und wurden äußerst freundlich begrüßt. Wir aßen unsere ersten Cevapi auf dieser Reise mit Zwiebeln, Fladenbrot und Ajvar. Wie wir
später auf der Reise noch feststellen mussten, waren es nicht die Besten dieses Urlaubs. Sehr empfehlenswert soll allerdings die gegrillte Forelle sein. Paradoxerweise war die WC Anlage ein
absolutes Grauen und wir nutzen lieber die öffentlichen, sauberen! Toiletten am Nationalparkhäuschen. Bevor wir dort hingelangten passierten wir das orthodoxe Kloster Rmnaj,
welches nach dem letzten Krieg wieder vollständig aufgebaut und immer noch restauriert wurde.
Es war erst später Nachmittag und ein Pfad gegenüber unseres Stellplatzes machte uns neugierig. Ein Blick auf Google half und wir fanden heraus, dass es hier eine kleine Wanderung in die Unac Schlucht gab. Der spannende steinige Weg führte uns durch eine grandiose Landschaft bis zu einem Tunnel, den wir durchquerten. Danach verlor sich der Weg allerdings und wir kehrten um. Dennoch war dies ein schöner Abschluss eines ereignisreichen Tages.
Den Abend verbrachten wir gemütlich vor unserem Camper und unterhielten uns noch bis spät in den Abend mit anderen Reisenden. Die Nacht war nicht ganz so ruhig, denn es fuhren immer wieder Autos mit höherer Geschwindigkeit an uns vorbei, obwohl es sich um keine Durchgangsstraße handelte. Vermutlich wäre der Platz unten am Fluss stiller und daher für Ruhesuchende eher zu empfehlen.
Spannender Geheimtipp im Nordwesten des Landes
Am nächsten Morgen machten wir uns schon früh bereit für die Weiterfahrt. In Serpentinen zog sich die Straße den Berg hinauf bis wir zu einem Aussichtspunkt direkt an der Straße kamen. Von hier aus hatten wir einen sensationellen Blick in die Schlucht der Unac, die wir am Tag zuvor ein kleines Stück erwanderten. Durch einsame Landstriche und wenig abwechslungsreiche Vegetation führte uns der weitere Straßenverlauf bis zu einer Gabelung bei der wir auf eine Hauptstraße abzweigten. Waren wir zuvor alleine unterwegs, teilten wir uns den nächsten Abschnitt mit etlichen Autos und LKWs, bevor wir erneut eine kleinere Straße wählten, um die restlichen Kilometer nach Banja Luka hinter uns zu bringen. Dieses Mal führte uns die Strecke im leichten Auf- und Ab durch eine steppenartige Landschaft.
Nach rund hundertsechzig Kilometern erreichten wir die ganz im Norden von Bosnien und Herzegowina liegende Stadt Banja Luka, die Regierungssitz der Republik Srpska und zweitgrößte Stadt des Landes ist. Sie gilt als Zentrum der bosnischen Serben.
Wir parkten gegenüber der großen Markthalle, gleich neben einer Sehenswürdigkeit der Stadt. Dazu aber später mehr. Zunächst begaben wir uns in die Markthalle und wurden schier
von dem Angebot erschlagen. In einer Halle befanden sich etliche Reihen mit Ständen, die Bekleidung, Taschen und Schuhe anboten. In der nächsten Halle fanden wir
Obst und Gemüse sowie Fleisch, Wurst und Fisch vor. Wir kauften frisches Obst und Gemüse. Dies erwies sich als nicht ganz so einfach, aber mit Händen und
Füßen sowie mit Hilfe einer freundlichen älteren Dame ging es dann doch und wir erhielten schließlich das was wir wollten zu einem unglaublich günstigen Preis. Wir merkten schnell das Banja Luka
kaum von Touristen besucht wird, aber das machte den Besuch für uns noch etwas aufregender.
Von der Markthalle spazierten wir durch eine große Einkaufsstraße mit Geschäften und jeder Menge Cafés und Restaurants.
Ein faszinierender Hingucker war die Christ-Erlöser-Kathedrale auf einem offenen Platz. Die serbisch-orthodoxe Kirche beeindruckte durch ihre Architektur und ihre vergoldeten Kuppeln. Sie wurde während der letzten Kriege zerstört und bis 2005 wieder originalgetrau aufgebaut. Gegenüber erspähten wir das Rathaus und auf der anderen Seite den Palast der Republik.
An diesem Tag war es furchtbar heiß und so begaben wir uns schon bald auf den Rückweg zu unserem Parkplatz. Bevor wir allerdings weiterfuhren gingen wir noch ein Stück weiter zum
Kastel. Hierbei handelt es sich um eine römische Festung, die kostenlos besichtigt werden kann. Direkt am Fluss Vrbas gelegen erhielten wir
wunderschöne Ausblicke. Allerdings sahen wir dabei auch, dass dunkle Wolken aufzogen. Wir hatten gerade noch genug Zeit in das im Kastel befindliche Restaurant "Kazamat" zu
entfliehen und den Gewitterschauer über uns hinwegziehen zu lassen. Da wir schon einmal da waren, nutzten wir die erzwungene Pause zu einem vorgezogenen Abendessen. Auch in Banja Luka sind
Cevapi sehr beliebt. Wie wir lernten gibt es aber regionale Unterschiede. In Banja Luka bestehen die Cevapi aus vier aneinander liegenden Hackfleischröllchen, werden aber mit
ähnlichen Beilagen serviert. Mit meinem Essen hatte ich an diesem Nachmittag leider Pech und es hat nicht wirklich geschmeckt. Nachdem wir unsere Pause so lange wie möglich
hinauszögerten, beschlossen wir die Weiterfahrt anzutreten. Wir sprinteten durch den Regen zum Camper. Dabei ließen wir das Wahrzeichen der Stadt, die Ferhadija Moschee
links liegen. Sie ist eine osmanische Moschee aus dem 16. Jahrhundert, welche ebenfalls zerstört und 2007 wieder aufgebaut und restauriert wurde.
Es war schon viel später als gedacht und wir hatten noch keine Ahnung wo wir heute Übernachten sollten. Da wir von hier aus wieder Richtung Süden wollten, fuhren wir erst einmal den Fluss Vrbas
entlang und entdeckten in einer Kurve direkt an der Straße ein Schild, welches auf das Camp San hinwies. Wir hatten Glück und der nette und gesprächige Besitzer zeigte uns die in
seinem Garten befindlichen Stellplätze. Aufgrund des Unwetters war es nicht möglich die flussnahen Stellflächen zu nutzen, aber wir fanden auch so eine schöne Ecke und ließen den Abend bei einem
kühlen Bierchen gemütlich vor dem Camper ausklingen. Der Platz verfügte auch über Sanitäranlagen, die ganz in Ordnung waren und bot sich
daher für einen Stopp sehr gut an. Mit 40 KM war er allerdings doppelt so teuer wie die bisherigen Plätze.
Fahrt entlang des Flusses Vrbas
Über eine landschaftlich schöne Strecke führte die M16 von Banja Luka nach Jajce die ganze Zeit am Fluss Vrbas entlang. Es gab zudem etliche Sehenswürdigkeiten, die wir entlang der Strecke besuchten. Für die rund achtzig Kilometer benötigten wir daher den kompletten Vormittag.
Unseren ersten Stopp machten wir am Krupa Wasserfall, ein verstecktes Naturparadies. Eine schmale Straße führte rechts den Ort hinauf zu einem kleinen Parkplatz.
Von dort waren es nur wenige Schritte bis zu einer Holzbrücke, alten Wassermühlen und den wunderschönen kleinen Wasserfällen. Noch heute wird in den Mühlen
Mehl gemahlen, welches zu den Öffnungszeiten auch erworben werden kann. Die Region eignet sich für Wanderungen. Beispielsweise führte ein Wanderweg durch den
Wald zu unserem nur wenige Kilometer entfernten nächsten Ziel hinauf oder man wandert entspannt zur Quelle des Flusses. Direkt am Parkplatz befand sich ein Restaurant, welches
sich für eine Stärkung anbot, aber bei unserer Ankunft noch geschlossen hatte.
Wir beschlossen mit dem Camper weiterzufahren und brachen schon bald wieder auf. Ein kurzes Stück entlang der Hauptstraße führte uns eine Abzweigung erneut nach rechts den Berg
hinauf zum Kloster Krupa na Vrbasu. Es handelt sich um eine serbisch-orthodoxe Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Wir warfen einen Blick hinein und setzten im
Anschluss unsere Reise fort. Der große Parkplatz bietet sich übrigens zur Übernachtung mit dem Camper an und ist auch bei Park4Night zu finden.
Ein weiteres Highlight auf der Strecke war ein Aussichtspunkt auf eine Flussbiegung des Vrbas. Eine wunderschöne Naturaufnahme, die mein Fotografenherz höher schlagen ließ. Die klitzekleine schmale Haltebucht lag auf der anderen Straßenseite und es war gar nicht so ungefährlich hier anzuhalten. Daher lasst hier bitte äußerste Vorsicht walten, wenn ihr anhalten solltet, um ein Foto zu schießen!
Entdeckungen rund um Jajce
Der Verlauf der Magistralstraße brachte uns schließlich nach Jajce. Bevor wir uns allerdings auf dem Wohnmobilstellplatz an der Jugendherberge einquartierten, fuhren wir noch zu zwei tollen Sehenswürdigkeiten ganz in der Nähe.
Nur knapp sechs Kilometer westlich der Stadt befinden sich die alten Wassermühlen Mlinčići. Mitten in einem Flussbett stehen etliche kleine Holzhütten, die
durch schmale Stege miteinander verbunden sind. Sie wurden zur Zeit der österreichisch-ungarischen Herrschaft erbaut und dienten den Bauern zum Mahlen von Getreide. Heute sind
sie nicht mehr in Betrieb und erfreuen nur noch die vielen Besucher. Wir gingen auf Erkundungstour, spazierten entlang der kleinen Wege und verstanden kaum unser eigenes Wort, so laut
rauschte das Wasser um uns herum.
Der Ort hatte aber noch mehr zu bieten, so lohnte sich außerdem ein Spaziergang am Pliva See sowie ein kleiner Abstecher zur "Bridge of Love Beach Bar". Hier
ließen wir uns einen Kaffee schmecken und genossen den Blick in die Natur. Zuvor spazierten wir allerdings noch über einen langen Holzsteg, der sich über den See
schlängelte und ebenfalls an zahlreichen kleinen Wasserfällen vorbei führte.
Wir fuhren die wenigen Minuten zurück nach Jajce und direkt zur Jugendherberge gegenüber eines großen Supermarktes. Hier gibt es einen einfachen Campingplatz (Auto Camp Jajce) mit Sanitäranlagen, der sich perfekt für eine Besichtigung der Altstadt anbot. Wir zahlten 24 KM für eine Nacht und waren in nur wenigen Gehminuten beim circa zwanzig Meter hohen Pliva-Wasserfall mitten im Zentrum der Stadt. Den Eintritt für die Plattform direkt am Wasserfall sparten wir uns, denn etwas weiter oben hatten wir ebenfalls einen tollen Blick. Jajce blickt auf eine lange Geschichte zurück und ist reich an kulturellen Sehenswürdigkeiten. So begaben wir uns durch die Altstadt entlang der Wehranlagen immer weiter hoch bis zur Burgruine. Wir zahlten die geringe Eintrittsgebühr von 2 KM pro Person, erkundeten die Anlage und ließen den Blick über die Stadt und die Umgebung schweifen, bevor wir uns wieder auf den Rückweg zum Camper machten. Nach diesem ereignisreichen Tag ließen wir den Abend gemütlich auf dem Campingplatz ausklingen und legten die Füße hoch, um uns für den nächsten Tag auszuruhen.
Im Herzen von Bosnien und Herzegowina
Einen Zwischenstopp legten wir am nächsten Tag in Travnik ein. Travnik liegt im Herzen von Bosnien und Herzegowina und ist ebenfalls eine Stadt, die einige
kulturelle Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Moscheen und Gebäude aus der osmanischen Zeit sind typisch für das Stadtbild.
Wir spazierten durch die Haupteinkaufsstraße bis zur bunten Moschee. Nur wenige Meter weiter schlenderten wir durch ein Viertel mit vielen Cafés und Restaurants.
Auch hier soll es sehr gute Cevapi geben. Für uns war es noch zu früh am Tag, aber wir sollten schon bald wieder in den Genuss kommen.
Auf der anderen Straßenseite erspähten wir einen Uhrenturm und stiegen die Straße bis zur Festung aus dem 16. Jahrhundert hinauf. Auch hier zahlten wir Eintritt (4 KM pro Person), besichtigten das Areal und ließen den Blick in die Ferne schweifen. Der Aufstieg lohnte sich, denn der Ausblick von der Burganlage war fantastisch. Ein kleines Museum in einem Turm gab uns interessante Information zur Stadtgeschichte. Auf dem gleichen Weg spazierten wir wieder zurück und statteten dem Wochenmarkt noch einen kurzen Besuch ab, bevor es für uns auch schon wieder weiter zum nächsten Ziel ging.
Alles nur Hokuspokus?
Unser nächstes Ziel lag ungefähr eine Autostunde entfernt. Es gab zuvor einige Diskussionen, ob wir diesen Ort besuchen sollten, aber da er letztendlich auf dem Weg lag, legten wir doch einen
Stopp ein. Die Rede ist von den kontrovers diskutierten bosnischen Pyramiden. In der Nähe der Stadt Visoko sollen sich menschengemachte Pyramiden befinden. Sie
sollen mehrere 10.000 Jahre alt und durch Ausgrabungen, die in den 2000er Jahren starteten, belegt worden sein.
Wir begaben uns zu einer Art Besucherzentrum und waren über die kommerzielle Vermarktung doch einigermaßen erstaunt. Überall gab es Stände mit allerlei
Souvenirs, wie energetisch aufgeladenen Steinen und ähnliches. Als "Highlight" werden Führungen in die Tunnel angeboten, die nicht ganz günstig
waren. Wir sparten uns das Geld und spazierten noch ein wenig durch eine parkähnlich angelegte Landschaft. Von irgendwelchen besonderen Energiequellen und einer besonderen Spiritualität haben wir
nichts gespürt und daher den Ort relativ schnell wieder verlassen.
Da es mittlerweile schon Nachmittag war, suchten wir uns in der Nähe einen Platz für die Nacht. Wir wurden beim Autocamp iCamp fündig. Unser Gastgeber bot abermals sein Gartengrundstück für Camper an. Neben den Sanitäranlagen gab es sogar eine Waschmaschine, die genutzt werden konnte. Zur Begrüßung gab es erstmal gut gekühltes Dosenbier. Wir freundeten uns schnell mit anderen Campern an, erfreuten uns an der familiären Gemeinschaft und verbrachten einen angenehmen Abend. Wer weiß, vielleicht lag es an der nicht weit entfernten "Pyramide des Mondes", die nur beste Schwingungen verbreitete... Am nächsten Morgen erhielten wir frisches Brot von unserem Gastgeber. Kann ein Tag besser starten? Der Platz war mit 50 KM nicht günstig, aber dafür war es auch ein schönes Rundumsorglospaket. Wir können den Platz durchaus empfehlen.
Es geht in die Hauptstadt
Nur rund dreißig Kilometer waren es vom Stellplatz bis in die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina. Bereits früh am Morgen machten wir uns auf den Weg nach Sarajevo und parkten fußläufig zur Altstadt auf einem Parkplatz, den wir empfohlen bekamen. Eigentlich wollten wir hier auch übernachten, aber unsere Pläne änderten sich. Dazu später mehr.
Bereits die Anfahrt in die Stadt war beeindruckend. Waren wir zuvor nur durch kleinere Orte und Städte sowie viel Natur gefahren, so war die Größe der Stadt im Vergleich schon enorm. Im Gegensatz zu anderen Hauptstädten war Sarajevo allerdings eher beschaulich und auch der Verkehr war erträglich. Von unserem Parkplatz gingen wir in rund zehn Minuten zum Rathaus mit dem Sarajevo Schriftzug davor. Von hier aus starteten wir unsere Besichtigungstour zunächst durch den Basar, dem historischen Zentrum sowie der Baščaršija aus dem 15. Jahrhundert. Wir fühlten uns in eine andere Zeit zurückversetzt und spürten hier die osmanische Geschichte ganz besonders ausgeprägt. Wir ließen uns durch die vielen Gassen treiben, entdeckten hinter jeder Ecke etwas Neues und kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Mitten in der Altstadt befindet sich die Gazi Husrev-Beg Moschee. Wir spazierten an ihr vorbei und schlenderten die Ferhadija, die Haupteinkaufsstraße mit ihren vielen Geschäften, Restaurants und Cafés entlang bis zur ewigen Flamme. Nachdem wir uns erneut Cevapi in einer der bekannten Ćevabdžinica Željo schmecken ließen und uns zwischendurch in einer der vielen Kaffeebars auch einen Kaffee genehmigten, wurde uns schnell klar, dass es uns zu viel wurde. Die Stadt füllte sich immer mehr, es wurde immer wärmer und wir waren von den vielen Eindrücken schier erschlagen. Es hätte noch so viel zu entdecken gegeben, denn Sarajevo hat eine bewegte Geschichte hinter sich, aber für uns war leider an diesem Nachmittag Schluss und wir überlegten wo wir unser Nachtlager aufschlagen sollten.
Ein Teil der Geschichte Sarajevos fand im Winter 1984 statt. Zu der Zeit wurden hier die Olympischen Winterspiele ausgetragen. Oberhalb von Sarajevo auf dem Berg Trebević befinden sich noch heute Reste der Bobbahn. Wir fuhren also mit unserem Camper auf den Berg und parkten auf einem großen Parkplatz von dem wir in rund fünfzehn Minuten zu den Überbleibseln wanderten. Uns bot sich die ungewöhnliche Gelegenheit einen Spaziergang auf dieser ehemaligen Bobbahn zu machen und wir liefen ein ganzes Stück auf ihr entlang. Die bunten Graffitis und die stillen Abschnitte durch den Wald ließen diesen Lost Place fast surreal wirken. An einem Aussichtpunkt blickten wir auf Sarajevo hinunter und wanderten danach bis zur Bergstation der Seilbahn, die von der Stadt hinaufführte. Wir gönnten uns einen Kaffee auf der Dachterrasse des Restaurants und wanderten im Anschluss durch den Wald wieder bergab zum Parkplatz.
Wir wussten immer noch nicht wo wir die Nacht verbringen sollten und fuhren ein paar mögliche Plätze in der näheren Umgebung ab. Dabei wurden wir von einem deutschen Paar angesprochen. Wir kamen überein, dass wir uns gemeinsam auf den großen Parkplatz stellen würden. Ein weiterer Camper stand ebenfalls schon dort. Wir kamen alle ins Gespräch und tauschten Erlebnisse aus, bis es Zeit wurde schlafen zu gehen. Die Nacht war allerdings alles andere als ruhig. Die wilden Hunde, die sich rundherum im Wald aufhielten, heulten und es fuhren immer wieder Autos auf den Parkplatz oder daran vorbei. Irgendwann leuchtete uns eine Polizeistreife in der Nacht ab, fuhr dann aber wieder weiter. An Schlaf war kaum zu denken. Der Parkplatz soll nicht wirklich sicher sein und es wurde immer wieder von Einbrüchen geschrieben. Wir hatten in dieser Nacht wohl Glück, aber eine Übernachtung würden wir hier nicht empfehlen.
Ein trauriger Teil der Geschichte
Ein wenig mehr von Sarajevos Geschichte bekamen wir am nächsten Morgen zu sehen.
Wir verabschiedeten uns von unseren Leidensgenossen der letzten Nacht und fuhren zum Tunnel of Hope, nur wenige Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Dieses Mal beschäftigten wir uns mit der traurigen Vergangenheit des Bosnienkrieges und der Besuch weckte in uns gemischte Gefühle und Gedanken. Der Sarajevo-Tunnel entstand im Jahr 1993 in der Nähe des Hauses der Familie Kolar. Tag und Nacht wurde daran gearbeitet, um eine einzigartige Verbindung zwischen dem belagerten Teil der Hauptstadt Sarajevo und einem nicht belagerten Vorort zu schaffen. Der Tunnel diente als Flucht- und Versorgungstunnel und führte unter der Start- und Landebahn des Flughafens hindurch.
Mittlerweile ist das Haus der Familie Kolar der Eingang zu einem Museum. Selbst ein Teilstück des Tunnels kann begangen werden. Außerdem werden viele Objekte aus der Zeit des Krieges sowie Aufnahmen aus der Zeit des Tunnelbaus gezeigt. Wie wir finden lohnt sich ein Besuch, denn diese Vergangenheit ist stark mit Bosnien und Herzegowina sowie Sarajevo verbunden und gehört zu einem Besuch einfach dazu.
Von Brücken, Bunkern und Staumauern
Noch am gleichen Tag fuhren wir weiter nach Konjic. Der Ort befindet sich ungefähr fünfzig Kilometer südwestlich von Sarajevo am Fluss Neretva. Wir mussten unbedingt unsere Vorräte auffüllen und parkten auf einem kostenlosen Parkplatz eines Supermarktes. Nach dem Einkauf spazierten wir in die Altstadt. Nicht zu übersehen ist die Brücke über die Neretva. Ihre Fundamente stammen aus der Zeit der Römer. Die Stari most (Alte Brücke) selber wurde allerdings zur osmanischen Zeit im 17. Jahrhundert erbaut. Sie bot sich als ein tolles Fotomotiv an. Auf unserem Gang durch die Altstadt stellten wir fest, dass in Konjic vor allem Rafting Touren angeboten wurden, denn an jeder Ecke befanden sich Anbieter. Wir entdeckten aber auch ein kleines Büro in dem Tickets für eine ganz andere Tour verkauft wurden und entschlossen uns eine Tour in Titos Bunker zu buchen. Für die Besichtigung zahlten wir 40 KM für 2 Personen. Wir erhielten die Tickets sowie eine Wegbeschreibung. Der Bunker befindet sich nämlich rund sieben Kilometer außerhalb des Ortes. Die Besichtigung ist nur zu drei festen Zeiten möglich und die Tickets müssen zuvor in der Stadt erworben werden.
Wir hatten noch Zeit und überbrückten das Warten mit einem Kaffee im Caffee Intermezzo bis es Zeit wurde zum Camper zurückzukehren und uns auf den Weg zum Bunker zu machen. Genau zu diesem Zeitpunkt fing es heftig an zu regnen. Wir hatten uns also genau das richtige Programm für den Nachmittag herausgesucht. Als wir ankamen war das Tor noch geschlossen und es bildete sich ein kleiner Stau mit Besuchern, die ebenfalls die Tour gebucht hatten. Mit etwas Verspätung wurden wir reingelassen und erhielten im Anschluss eine sehr interessante Führung durch diesen speziellen Ort. Wir tauchten ab in die Unterwelt, die dafür ausgerichtet war einen Atomkrieg zu überstehen. Der Atombunker ARK D-0 war ein gut gehütetes Geheimnis und wurde unter völliger Geheimhaltung gebaut. Die Arbeiter wurden beispielsweise stets mit verbundenen Augen zur Baustelle gebracht. Der Bunker sollte Tito und 350 der wichtigsten Persönlichkeiten des Landes Schutz vor einen Atomschlag bieten. Der Bau soll rund 4,6 Milliarden US-Dollar gekostet haben. Seit 2011 finden in Titos Bunker Ausstellungen des Biennale-Projekts für zeitgenössische Kunst statt. Wir können einen Besuch des Bunkers nicht nur als Regenausweichprogramm empfehlen.
Und dann ging sie wieder los die Stellplatzsuche. Über die App Park4Night haben wir den Stellplatz beim Baščica Restaurant gefunden. Bereits
die Anfahrt war spektakulär, denn die Straße führte durch ein gefühlt winzig kleines Loch in einer großen Staumauer. Wir wir später erfuhren ist diese Staumauer ein Denkmal für
das riesige technischen Versagen eines Energieunternehmens, welches die Berechnungen für dieses Projekt nicht so ganz genau durchführte.
Als wir auf den Schotterplatz des kleinen familiengeführten Ortes ankamen wurden wir herzlich von Anis und seinem Vater begrüßt. Der traumhaft schöne Platz am
Fluss lässt Camper-Herzen höher schlagen und die Gastfreundschaft war unschlagbar. Ein Pärchen aus der Slowakei kam am späteren Abend noch dazu. Wir verbrachten
einen sehr gemütlichen, lustigen und redseligen Abend zusammen am offenen Feuer. Dazu gab es gegrillte Forellen und
Dosenbier in dem rustikalen Unterstand direkt am Fluss. Für diesen Stellplatz können wir eine absolute Empfehlung aussprechen. Wenn ihr in der Nähe seid, kommt vorbei und grüßt
die beiden von uns.
Ein überraschendes Wiedersehen
Wir verabschiedeten uns schweren Herzens und machten uns erneut auf den Weg. Das Wetter ließ zu wünschen übrig und so beschlossen wir spontan unsere eigentlichen Pläne über den Haufen zu werfen. Anstatt zum Ramsko jezero in die nordwestliche Richtung zu fahren, bogen wir am Jablaničko Stausee in südliche Richtung ab. Wir befuhren eine wunderschöne Panoramastrecke (die M17) immer entlang der Neretva. Unser neues Ziel war das Autocamp Blagaj rund achtzig Kilometer entfernt.
Dieses Autocamp hat unter Campern in Bosnien und Herzegowina eine Art Kultstatus erreicht. Es hat ausnahmslos gute Bewertungen und so wollten auch wir uns diesen Campingplatz nicht entgehen lassen. Eine große Überraschung erwartete uns als wir am Camp ankamen, denn wir wurden mit großem Hallo begrüßt. So trafen wir auf dem Platz nicht nur Bernd und Ina vom Stellplatz in Visoko wieder, sondern auch Frank und Claudia sowie Dirk und Alexa vom Parkplatz in Sarajevo. Und auch das Pärchen aus der Slowakei vom letzten Stellplatz bei Anis und seinem Vater standen ganz in der Nähe.
Nachdem wir uns angemeldet hatten, bekamen wir erst einmal einen großen Obstteller, zwei Getränke und Kuchen sowie eine Flasche Wein als Willkommensgeschenk vom Campingplatz. Darüber hatten wir bereits in den vielen positiven Bewertungen gelesen, konnten es aber nicht glauben das jeder Gast derart großzügig willkommen geheißen wurde. So saßen wir relativ lange auf einer schönen Terrasse direkt am Fluss Buna und aßen, tranken und quatschten. Das Autocamp Blagaj befindet sich circa dreizehn Kilometer südlich von Mostar und natürlich wollten wir uns auch diese Stadt ansehen. Schnell war geklärt, dass wir zu viert auf Sightseeing Tour gehen würden und der Campingplatzbesitzer organisierte uns einen Fahrer. Für 40 KM, die wir uns zu viert teilten, wurden wir mitten in die Altstadt gefahren und zu einem vereinbarten Zeitpunkt am Abend wieder abgeholt.
Auch Mostar verströmte für uns einen ganz besonderen Flair. Die Stadt liegt im Tal der Neretva und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Die Stari Most (Alte Brücke) ist heute das Wahrzeichen der Stadt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Wir starteten unsere Besichtigungstour in der Gojka Vukovića. Bereits nach wenigen Schritten boten sich nach jeder Wegbiegung andere Ausblicke und Fotomotive. Wir überquerten zunächst die Brücke Kriva Cuprija, die das kleinere Abbild der großen bekannten Stari Most ist und fanden uns in einer Einkaufsstraße wieder. Gespickt mit vielen Souvenirläden, Restaurants und Künstlerateliers bot sich uns ein kurzweiliger Spaziergang bis zur Hauptsehenswürdigkeit der Stadt. Wir passierten einen Turm und waren wenige Meter weiter mitten auf der berühmten Brücke. Eine Menschentraube hatte sich in der Mitte der Brücke gebildet und schon bald darauf sahen wir, worum sich die Leute scharten. Oben auf dem Brückengeländer stand ein Mann und machte sich zum Sprung bereit. Es ging mehr als zwanzig Meter in die Tiefe. Wie wir später erfuhren, gibt es einige professionelle Brückenspringer, die Geld von Touristen erhalten, um zu springen. Der pure Wahnsinn. Wir kämpften uns durch die Menge und fanden uns am anderen Ende der Brücke in einem Basar wieder. Durch eine bunte Häusergasse führte uns der Weg vorbei an etlichen Souvenirgeschäften mit allerlei Touri-Ramsch und kleinen Läden in denen Taschen, Lampen oder auch Tücher angeboten wurden. Wir passierten aber auch kleine Ateliers in denen Maler, Tonkünstler und Kupferschmiede ihre Werke ausstellten. Nach den ganzen Eindrücken genehmigten wir uns ein kühles Bierchen in der Bijeli Bar. Der Blick von der Terrasse auf die Altstadt war zwar wunderschön, aber die Preise waren gesalzen (was will man in dieser Lage auch anderes erwarten) und die Kellner waren wenig motiviert. Wir sprechen also keine Empfehlung aus. Im Anschluss schlenderten wir durch die Gassen und begaben uns langsam zurück zu unserem Ausgangspunkt. Dabei kamen wir an einer Moschee vorbei und just in diesem Moment erklangen die Gebetsrufe der Muezzins. Dies machte den Besuch für uns noch exotischer und es war für uns befremdlich und spannend zugleich. Es war noch Zeit und an unserem vereinbarten Abholpunkt befand sich der Craft Beer Garden imaimoze. Wir fanden uns plötzlich im Craft-Bier Himmel wieder, denn es waren unglaublich viele Biere im Angebot und wir wurden sehr freundlich beraten. Wenn ihr mal in der Nähe seid und Bier mögt, dann ist this the place to be. Das Abendessen sparten wir uns für den Campingplatz auf, denn wir hatten uns mit all unseren Bekannten dort verabredet. Es sollte ein langer, lustiger und feuchtfröhlicher Abend werden.
Der nächste Tag startete etwas verspätet und wir nahmen uns nicht viel Programm vor. Blagaj ist gleich für mehrere Sehenswürdigkeiten bekannt. Und so machten wir uns gegen Mittag zu Fuß vom Campingplatz auf den Weg. Für die Wegstrecke durch den Ort benötigten wir circa dreißig Minuten. Je näher wir der Hauptsehenswürdigkeit kamen, umso mehr Menschen, Autos und sogar Busse passierten wir. Entlang einer kleiner Straße befanden sich viele Holzhütten mit Souvenirs. Wir kamen an idyllisch gelegenen Gasthäusern vorbei, die sich direkt am Fluss Buna befanden und spazierten bis zum Eingang des Derwisch Klosters (Tekija). Vor über 600 Jahren wurde die Anlage in den Fels geschlagen. Heute wird den Besuchern in dem Museum die türkische Wohnkultur näher gebracht. Uns war an diesem Tag allerdings nicht nach einem Museumsbesuch und so begaben wir uns auf die andere Seite. Ein schmaler Pfad führte hinter den Gasthäusern zu einem Aussichtspunkt sowie zu einer höhlenartigen Öffnung in der sich die Karstquelle Vrelo Bune befindet. Die Buna-Quelle zählt zu den stärksten Quellen Europas. Das Wasser ist kristallklar. Die einzigartige Kulisse ist mit Sicherheit einer der Gründe, warum diese Anlage so beliebt bei Touristen ist.
Auf dem Rückweg erhaschten wir einen Blick auf die oberhalb des Ortes liegende Festung Stjepan grad und trafen einige unserer Camping-Bekanntschaften wieder. Die einen wollten
nach dem Besuch des Klosters noch eine Radtour machen, die anderen verabschiedeten sich, da sie ihre Reise fortsetzen wollten. Wir begaben uns auf einem etwas anderen Weg abseits der
Ortsdurchfahrt zurück zum Campingplatz.
Am Abend verabredeten wir uns wieder zum Essen und Überraschung - unsere Runde war wieder vollständig, denn alle beschlossen zwei Nächte an diesem Ort zu verbringen und die tolle
Gemeinschaft zu genießen. So wurde auch dieser Abend wieder lustig und lang und unsere Gruppe fand sogar Zuwachs durch andere Reisende.
Wir können das Autocamp Blagaj nur empfehlen. Der Campingplatz ist relativ groß und bietet ca. 30 Stellplätze, aber alles ist recht naturnah gehalten und schön gestaltet.
Die tolle Terrasse und der Zugang zum Fluss sind einmalig. Das Essen war gutbürgerlich und durchaus schmackhaft. Die Gastfreundschaft und
Hilfsbereitschaft war unbeschreiblich. Wir haben 50 KM für zwei Nächte gezahlt, die absolut gut investiert waren. Es hätte auch eine
Waschmaschine auf dem Platz gegeben, allerdings kamen wir nicht in den Genuss, denn es war die ganze Zeit jemand schneller. Die Sanitäranlagen waren
durchwachsen. Es gab einen neueren Teil der ganz ok war und einen alten Teil, der renovierungsbedürftig war.
Nach diesem Abend hieß es dann aber wirklich Abschied nehmen. Wir tauschten Handynummern aus und versprachen uns bald mal wieder zu sehen. Das "bald" sollte doch tatsächlich
bereits im nächsten Jahr realisiert werden. Dazu aber mehr in einem der nächsten Reiseberichte.
Zurück auf bekannten Wegen
Auf bekannter Panoramastrecke fuhren wir am nächsten Vormittag entlang der Neretva zurück in den Norden. Das Wetter hatte sich zunehmend gebessert und so wollten wir ein weiteres Wunschziel besuchen. Wir benötigten fast zwei Stunden bis zum Ramsko Jezero. Der Rama-See ist ein Stausee, der in den sechziger Jahren entstand. Auf der Halbinsel Šćit befindet sich das Franziskanerkloster Rama-Šćit. Auch einige Stellplätz sind hier zu finden. Wir entschieden uns aber für die andere Halbinsel und das Camping Bosnjak Autokamp. Der Platz ist wunderschön an der Spitze der Halbinsel gelegen und ist vor allem herrlich natürlich. Wir wurden herzlich begrüßt. Der Besitzer spricht zwar kein Deutsch und nur gebrochen Englisch, aber ist mit seinem Handyübersetzer gut ausgerüstet und sehr mitteilungsfreudig. Wir stellten uns direkt an den See mit herrlichem Panoramablick unter einen Baum. Es war wieder richtig warm und wir verbrachten den Nachmittag erst einmal im Schatten. Das neue Sanitärhäuschen hatte jeweils zwei Duschen und zwei Toiletten und verfügte auch über eine Waschmaschine. Hier hatten wir dann endlich auch die Möglichkeit unsere Wäsche zu waschen und in der warmen Sonne zu trocknen. Ein Sprung ins kühle Nass durfte natürlich auch nicht fehlen. Eine steile Treppe führte uns vom Stellplatz direkt ans Ufer zu einem motorisierten Floß. Der See eignet sich aber auch perfekt um mit dem Kajak oder SUP-Board erkundet zu werden. Den Abend verbrachten wir bei einem Grillabend mit weiteren Campern. Der nächste Morgen startete dementsprechend langsam und nach dem Frühstück mit einer größeren Aufregung. Mein Mann reinigte noch unseren Skotti-Grill und ich bin vor der Abfahrt noch auf Toilette. Nur leider konnte ich den Toilettenraum im Anschluss nicht mehr verlassen, da sich der Drehknopf nicht mehr drehen ließ. Es dauert einige Zeit bis ich jemand im Sanitärgebäude hörte und mich bemerkbar machen konnte. Lange Rede kurzer Sinn - die "Befreiung" hatte etliche Zeit gekostet und es mussten über ein Fenster Werkzeuge reingegeben werden, damit ich das Schloss von innen ausbauen konnte. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, aber letztendlich waren alle super bemüht und hilfsbereit. Oh man, was für ein Start in den Tag! Dabei sollte es aber nicht bleiben...
Den traumhaft schönen Platz können wir dennoch nur weiterempfehlen. Mit allen Annehmlichkeiten, wie Strom, sehr saubere Sanitärräume, Waschmaschine, Aufenthaltsraum und dieser sensationellen Aussicht zahlten wir für eine Nacht 30 KM. Es war für uns einer der schönsten Plätze unserer Reise.
Es geht wieder Richtung Süden
Eigentlich wollten wir bis Livno weiterfahren und die dort lebenden Wildpferde aufspüren. Warum wir uns letztendlich dazu entschlossen doch nicht hinzufahren, lässt sich nicht mehr so ganz nachvollziehen.
Wir machten uns also wieder auf den Weg Richtung Süden und fuhren fast zwei Stunden bis zum Eingang der Kravica Wasserfälle. Als wir ankamen waren wir überrascht, wie touristisch die Wasserfälle erschlossen waren. Die Straße endete auf einem großen Parkplatz mit Kassenhaus. Übernachten wollten wir auf einem Stellplatz der sich direkt hier befinden sollte und waren ein wenig verwundert, als wir an einer Schranke halten und erst einmal den Eintritt für die Wasserfälle zahlen mussten (20 KM pro Person). Nach Kontrolle der Eintrittskarten durften wir passieren und fuhren eine schmale steile Straße hinunter, die nicht ganz ohne war. Unten angekommen erreichten wir eine weitläufige Fläche direkt am Fluss Trebižat. Der Stellplatz Auto Camp Kravica war einfach, aber traumhaft schön gelegen und wenig besucht. Wir richteten uns ein und ließen uns zuvor gekaufte bosnische Pita schmecken, bevor wir uns auf eine kleine Erkundungstour machten. Wir spazierten einen versteckt liegenden Pfad am Fluss entlang. Er führte unter einer Autobahnbrücke hindurch zum kleinen Wasserfall Mala Kravica. Auf dem Rückweg stiegen wir bergan und kamen auf der geschotterten steilen Zufahrt zum Camp heraus. Hier passierte das zweite Unglück an diesem Tag und ich rutschte auf der steile Piste aus und schürfte mir brutal das Knie auf. Na toll, es wurde nicht besser. Mittlerweile waren einige andere Camper angekommen und wir erhielten sogleich Hilfe und wundversorgende Medikamente. Nachdem das Knie verbunden war, spazierten wir zum eigentlichen Highlight den Kravica Wasserfällen. Es war bereits früher Abend, die Wasserfälle lagen im Schatten und es war so gut wie nichts mehr los. Wir konnten uns aber vorstellen, wie voll es hier an warmen Tagen werden konnte. Es gab einige Restaurants, Liegemöglichkeiten und einen Bootsverleih. Der Vorteil an dem Stellplatz war, dass man jederzeit Zugang zu den Wasserfällen hatte. So beschlossen wir am nächsten Morgen nochmal wieder zu kommen. Am Abend kam der Besitzer mit Schnaps und Wein zum probieren vorbei und wir zahlten für den Stellplatz zusätzlich 30 KM für die Nacht. Der Morgen stellte sich als perfekter Zeitpunkt für einen Besuch der Wasserfälle heraus, denn sie lagen nun in der Sonne und es war noch niemand vor Ort. So konnten wir dieses tolle Naturschauspiel ganz für uns alleine genießen.
Die Stadt aus Stein
Nur rund zwanzig Kilometer von den Wasserfällen entfernt befindet sich eine weitere Sehenswürdigkeit, die es zu besuchen lohnt. Die Rede ist von dem kleinen Städtchen Počitelj. Wir erhielten bereits bei der Anfahrt einen wunderbaren Blick auf die an der Neretva liegende Festungsstadt. Beim Gang durch die kopfsteingepflasterten Gassen war die Geschichte förmlich spürbar. Počitelj hat sich seinen alten Charme erhalten und bot eine ungewöhnliche Mischung aus osmanischen und mittelalterlichen Elementen. Es war noch früh am Tag und so taten wir uns noch relativ leicht die steilen Stufen durch das Wirrwarr aus Gassen immer höher hinaufzusteigen. Sehenswert sind vor allem die Burg mit Grundmauern aus dem 15. Jahrhundert, sowie der alte Uhrenturm und die Šišman Ibrahim Paša Moschee aus dem 16. Jahrhundert. Das Gebäude an der höchsten Stelle von Počitelj, war ebenfalls eine alte Festungsanlage, welche allerdings modern saniert wurde. Jedoch wirkte alles sehr verlassen und ungepflegt. Von hier oben bot sich uns ein sensationeller Rundumblick auf den Ort und den Fluss.
Auf unserem Weg hinunter passierten wir viele Wohnhäuser und immer wieder Bewohner, die Obst, Säfte und Marmeladen anboten. Je näher wir wieder dem Zentrum des Ortes kamen, umso mehr Souvenir-Verkäufer waren am Rand der Wege anzutreffen. Wir spazierten gemütlich zurück zu unserem Parkplatz gegenüber einer Bäckerei und zwei Restaurants, die sich in unmittelbarer Nähe befanden. Bevor wir weiterfuhren, ließen wir uns einen Kaffee im gemütlichen Gastgarten des Caffe Grill Almir schmecken.
Das Geheimnis der Stećci
Unser nächster Stopp war abermals nach nur zwanzig Kilometern erreicht. Wir wollten uns ein bisher nicht ganz geklärtes Mysterium anschauen und besuchten die Radimlja Necropolis,
die zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Das mittelalterliche Gräberfeld ist besonders, da diese auf das 14. und 15. Jahrhundert zurückdatierten
charakteristischen Grabsteine hauptsächlich in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Serbien und Montenegro zu finden sind. Die aufrecht stehenden Blöcke und
Platten zeigen Szenen aus dem Alltag und der Jagd, sowie zahlreiche Symbole und Inschriften. Bisher wurden mehr als 58.000 solcher Grabsteine gefunden und katalogisiert. Allerdings ist
nicht wirklich bekannt woher sie genau stammen. Das Besucherzentrum ist modern gestaltet und Interessierte erhalten allerlei Informationen. Ausländische Besucher
zahlen 6 KM pro Person. Weitere historische Denkmäler sind in der näheren Umgebung zu finden und können kostenlos besucht werden, wie die Nekropole Boljuni
oder die antike Ruinenstadt Daorson.
Uns trieb es allerdings nach Stolac, eine Kleinstadt keine fünf Minuten Fahrt entfernt. Auch hier gibt es eine historische Sehenswürdigkeit. Wir parkten am Straßenrand und
begangen den Aufstieg zur Stari grad Vidoški. Sie liegt auf einem Hügel über dem heutigen Stadtzentrum und war eine Festungsanlage, die über
mehrere Jahrhunderte erweitert wurde. Der Besuch ist kostenlos und der etwas mühevolle Anstieg lohnte sich, denn von hier oben hatten wir einen atemberaubenden Blick auf die
Umgebung. Über einen kleinen Pfad stiegen wir nach Stolac hinab und schlenderten noch einige Zeit durch den schmucken Ort. Es war zwar erst später Nachmittag, aber dennoch beschlossen wir an
diesem Tag nicht mehr weiterzufahren. Zwei Kilometer außerhalb der Stadt befand sich das Heaven in nature Autocamp Stolac. Der Platz lag direkt am Fluss
Bregava und bot alle Annehmlichkeiten, wie ein Sanitärgebäude, Strom und einen Küchencontainer. Zudem gab es ein kleines Restaurant mit Sitzbereich. Wir
waren fast die einzigen Gäste und verbrachten einen angenehmen Grillabend und eine ruhige Nacht. Gezahlt haben wir 30 KM.
Der einzige Zugang zum Meer
Am nächsten Tag lagen wieder etwas längere Fahrstrecken vor uns. Zum einen wollten wir uns den einzigen Küstenzugang Bosnien und Herzegowinas ansehen. Der
sogenannte Neum-Korridor ist gerade einmal acht Kilometer breit und zu beiden Seiten von Kroatien umgeben. Insgesamt zählen zum bosnisch-herzegowinischen
Küstenstreifen aber circa dreiundzwanzig Kilometer, da die Opuće-Landzunge dazugezählt wird. Über eine gut ausgebaute neue Straße, die die einzige
Straßenverbindung zum restlichen Land ist, waren wir in rund vierzig Minuten am Ziel. Auf der gesamten Strecke sahen wir kein anderes Auto.
Im Ort angekommen, fuhren wir in Serpentinen hinunter bis zu einem großen, kostenpflichtigen Parkplatz direkt am Meer (2 KM pro Stunde). In wenigen
Schritten waren wir an einem kleinen privaten Strand. In der Nähe befanden sich etliche Restaurants und Cafés. Wir spazierten die
Promenade entlang zu einem großen öffentlichen Strand. Von hier aus erhielten wir einen tollen Blick auf die Pelješac Brücke, die die beiden
kroatischen Landesteile miteinander verbindet. Der Ort war hauptsächlich geprägt von Hotelburgen und Restaurants. Im Sommer ist hier mit Sicherheit einiges los. Im Herbst wirkte der Ort eher
verschlafen. Über etliche Stufen stiegen wir wieder hinauf und suchten uns eine Einkehrmöglichkeit, um noch einen Kaffee zu trinken, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten. Wir fanden das
Café Fortuna und genossen nicht nur das heiße Getränk, sondern auch den herrlichen Meerblick von der Terrasse aus. Gestärkt begaben wir uns
zurück zum Parkplatz und fuhren ins nächste Abenteuer. Ob sich ein Abstecher nach Neum lohnt, muss jeder selber entscheiden. Man hat auf jeden Fall nichts verpasst, wenn man den
Ort auslässt.
Auf halber Strecke nach Stolac bogen wir auf eine kleine schlecht ausgebaute Straße ab. Uns kamen auf den nächsten zwanzig Kilometern in diesem einsamen Gebiet Radfahrer entgegen, aber keine Autos - zum Glück. Der Streckenverlauf war oftmals nur einspurig mit kaum Ausweichmöglichkeiten. Dazu war die Strecke holprig und wir konnten stellenweise nicht schneller als vierzig km/h fahren. Somit zog sich der Weg verdammt lange hin und die Kilometer wurden einfach nicht weniger. Die Navigation hatte für die Strecke circa eine Stunde veranschlagt, wir brauchten deutlich länger.
Abenteuerliche Anfahrt - spektakuläre Höhlenwelt
Aber warum wählten wir diese Strecke? Der Grund war die Höhle Špilja Vjetrenica, die wir uns anschauen wollten. Sie ist die größte Höhle in Bosnien und Herzegowina und befindet sich in einer der größten Karstebenen, der Popovo Polje. Durch diese Ebene fließt zudem der längste Karstfluss Europas, der Trebišnjica. Die Landschaft ist nicht nur geologisch äußerst besonders, beim hindurchfahren konnten wir uns gar nicht satt sehen, so einzigartig waren die Ausblicke. Der Eingang der Höhle befindet sich in der Nähe des Dorfes Zavala. Wir parkten unseren Camper und gingen die letzten Meter zu Fuß bis zu einem kleinen Kassenhäuschen. Dort erfuhren wir, dass die Höhle nur mit einer Führung besucht werden konnte und diese immer zur vollen Stunde startete. Also warteten wir bis es soweit war und begaben uns dann ausgerüstet mit Helm, Taschenlampe und einer warmen Jacke in die zwölf Grad kühle Höhle. Da wir die einzigen Besucher waren, bekamen wir sozusagen eine private Tour, in der wir alles Wissenswerte zur Höhle, ihrer Ausdehnung und Erforschung sowie ihrer Bewohner erfuhren. Unser Guide beantwortete all unsere Fragen geduldig. Gleich am Eingang der Höhle wehte ein starker Wind, welcher ein besonderes Merkmal ist und der Höhle ihren Namen gab. Vjetrenica bedeutet übersetzt so etwas wie windig. Der Weg in die Höhle war gut ausgebaut und beleuchtet. Am Hajdučki stol, einem Steintisch mit Steinsitzen endete die touristisch ausgebaute Strecke und wir kehrten um. Den Rückweg legten wir allein zurück, da sich die Presse angemeldet hatte und unser Guide schon einmal voraus ging. So hatten wir Zeit die faszinierende Welt unter der Erde in Ruhe auf uns wirken zu lassen und jede Menge Fotos zu schießen. Die Tour dauerte ungefähr fünfundvierzig Minuten und wir haben 20 KM pro Person Eintritt bezahlt.
Die Špilja Vjetrenica befand sich mitten im Nirgendwo und wir überlegten wo wir die Nacht verbringen sollten. Unterhalb von Zavala gab es einen großen Parkplatz mit herrlichem Blick auf die Ebene, der auch bei Park4Night gelistet war. Da es aber erst Nachmittag war, beschlossen wir noch ein wenig Strecke zu machen und legten die rund vierzig Kilometer nach Trebinje zurück. Vierzig Kilometer hören sich nicht viel an, aber die Straßenverhältnisse waren bis wir zu einer ausgebauten Hauptstraße (M6) kamen, alles andere als gut. So ging es ein ganzes Stück über eine Schotterstraße, die die Kilometer einfach nicht weniger lassen wollte.
In Trebinje kamen wir erst am frühen Abend an und wollten an diesem Tag nichts mehr machen. Abermals über Park4Night fanden wir ganz in der Nähe die Möglichkeit bei einem Weingut zu stehen. Einen Anruf später war geklärt, dass wir kommen konnten. Allerdings wurde uns auch gesagt, dass der "Stellplatz" nur ein Seitenstreifen an einer schmalen Dorfstraße mitten im Ort war. Für uns war das vollkommen in Ordnung. Wir vereinbarten eine Weinprobe und eine Kleinigkeit zu Essen, denn wir hatten nach dem langen Tag ordentlich Hunger. Die Vinarija Bojanić stellte sich als Glücksgriff heraus, denn wir wurden von Stevo herzlich begrüßt und nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, in den Innenhof zur Weinprobe gebeten. Der Wein war hervorragend und die angerichtete Platte mit regionalen Leckereien haben wir hungrig verputzt. Mit unserem Gastgeber sowie einem verschmusten Hund und vielen neugierigen Katzen verbrachten wir einen unterhaltsamen Abend, bis wir erst spät müde und etwas beschwipst ins Bett fielen. Die Weinprobe und die Käse- und Wurstplatte waren nicht ganz günstig - ich glaube wir haben 50 KM bezahlt - aber sie waren es wirklich wert. Zudem kauften wir noch einen gemischten Karton mit unseren Lieblingsweinen vom Tasting. Nach einer ruhigen Nacht und einem morgendlichen Besuch der Vierbeiner, ging es für uns auch schon wieder weiter auf Sightseeing Tour.
Die südlichste Stadt Bosnien und Herzegowinas
Bevor wir uns in die Innenstadt von Trebinje aufmachten, fuhren wir nochmal rund zehn Kilometer in die andere Richtung. Am vorherigen Tag waren wir bereits am serbisch-orthodoxen Kloster Tvrdoš aus dem 15. Jahrhundert vorbeigekommen. Nun nahmen wir uns die Zeit es zu besuchen. Das Kloster war nicht allzu groß und dementsprechend schnell besichtigt. Es ist vor allem für den Weinanbau bekannt. So erhielten wir auf unserem Rückweg zum Parkplatz von einem Mönch, der im Weinberg arbeitete, saftig, süße Trauben zum kosten. Direkt am Parkplatz befand sich ein Souvenir-Shop, in dem auch Weine und Brände aus der eigenen Herstellung erworben werden konnten. Die Region ist generell ein bekanntes Weinbaugebiet und Trebinje gilt als Weinhauptstadt des Landes.
Nach diesem kurzen Besuch ging es zurück in die Stadt. Trebinje befindet sich ganz im Süden des Landes, ist umschlossen von einer einzigartigen bergigen Landschaft und liegt malerisch am Fluss Trebišnjica. Kroatien und Montenegro sind nur circa zwanzig Kilometer entfernt. Dennoch ist Trebinje längst nicht so touristisch und wirkte auf uns sehr entspannt und wie im Dornröschenschlaf. Dabei gab es hier tolle Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Wir stellten unseren Camper auf einem großen Parkplatz in der Nähe des Stadtparks ab und waren in wenigen Schritten mitten im Geschehen. Wir kamen zum Trg Slobode, dem Hauptplatz der Stadt mit Restaurants und Cafés, die unter den schattenspendenden Bäumen entspannte Auszeiten versprachen. Hier befand sich auch ein Markt mit etlichen Ständen und regionalen Produkten. Nur wenige Schritte weiter erreichten wir ein Tor, welches in die kleine von historischen Stadtmauern umringte Altstadt führte. Sie beherbergt ebenfalls viele Cafés und Restaurants sowie zwei Moscheen. Außerdem gab es ein Museum, welches archäologische, kulturelle und historische Besonderheiten der Region vorstellt und nur wenig Eintritt kostet.
Eine berühmte Sehenswürdigkeit befand sich rund fünfzehn Gehminuten von der Altstadt entfernt. Die beeindruckende Arslanagić -Brücke. Wir spazierten direkt am Fluss entlang und erspähten nach einer Biegung bereits von weitem die imposante Steinbogenbrücke aus dem 16. Jahrhundert. Wir überquerten sie und setzten unseren Spaziergang auf der anderen Seite des Flusses fort und kamen so wieder zurück ins Stadtzentrum. Dabei erhielten wir immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die Altstadt. Auf dem Weg zur Brücke erspähten wir zudem ein interessant aussehendes Gebäude auf einem Berg. Nach kurzer Recherche stand fest, dass wir uns auch dieses besondere Gebäude nicht entgehen lassen wollten. Der Besuch sollte allerdings mit dem Auto stattfinden.
Zunächst versuchten wir wieder ein schönes Café für eine Pause zu finden. Wir entschieden uns für das Café Botanik Coffee & More, in dem es die unterschiedlichsten Kaffeespezialitäten und hausgemachte Kuchen gab. Wir saßen zunächst im grünen Innenhof, wurden dort aber von allzu aufdringlichen Mücken belästigt, so dass wir den Rückzug ins Innere des Cafés antraten, welches sehr stylisch und modern gestaltet war. Nach der ausgiebigen Pause schlenderten wir zurück durch den Stadtpark an einer orthodoxen Kirche vorbei und überquerten einen Platz mit einem Trebinje-Schriftzug sowie einem Mahnmal, als wir auch schon wieder unseren Parkplatz erreichten.
Zum eigentlichen Wahrzeichen der Stadt fuhren wir mit dem Camper. Es waren zwar nur etwas mehr als zwei Kilometer, aber der Weg hatte es in sich. Hoch über der Stadt auf dem Berg Crkvina befindet sich das serbisch-orthodoxe Kloster Hercegovačka Gračanica. Es ist eine Kopie des Klosters Gračanica im Kosovo und wurde erst im Jahr 2000 als Grabmal für einen Dichter erbaut. Der Panoramablick von der Terrasse auf die Stadt, die Arslanagić -Brücke und die umliegenden Berge war einfach fantastisch.
Auf geht´s in ein neues Land
Unsere Reise durch Bosnien und Herzegowina neigte sich dem Ende entgegen. Wie zuvor geschrieben waren es nur rund zwanzig Kilometer bis zur montenegrinischen Grenze. Von der berühmten Bucht von Kotor hatten wir schon oft gehört und gelesen und daher entschieden wir einen Abstecher ins Nahe Montenegro zu machen.
Die Fahrt zur Grenze durch die Berge war einsam und die einzigen Gefährten waren diese beiden Gesellen, aber seht selbst...
FAZIT:
Hiermit endet der erste Teil unseres Roadtrips.
Bosnien und Herzegowina hat uns überwältigt und ist ein absolut unterschätztes Reiseland. Wir waren fasziniert von der Natur und der abwechslungsreichen Landschaft, die sich uns gezeigt hat. Alle Menschen, denen wir begegnet sind und mit denen wir uns länger unterhalten haben waren durchweg offen und sehr gastfreundlich.
Wir merkten aber auch, dass viele Familien großes Leid ertragen mussten und mit der Vergangenheit zu kämpfen haben. Dennoch wurden wir als Gäste stets mit offenen Armen aufgenommen.
Es gibt nur wenige Orte, die bereits komplett touristisch erschlossen sind. Viele sehenswerten Orte sind noch sehr ursprünglich und noch nicht wirklich bekannt. Einerseits wünscht man sich, dass sich einige Regionen weiterentwickeln und von den Touristen profitieren können, anderseits möchte man sich diese Kleinode am liebsten bewahren. Bosnien und Herzegowina ist aber noch weit entfernt davon ein überlaufenes Reiseland zu werden. Daher können wir eine Reise in dieses tolle Land nur empfehlen.
Bei der Recherche zu diesem Roadtrip haben wir so einige Tipps von Bekannten und Arbeitskollegen erhalten, sowie im Internet gefunden. Mittlerweile ist auch ein Reiseführer speziell für Camper
erschienen. Melanie und Ricardo von Tausend fremde Orte haben ein sehr informatives Buch "Faszination Bosnien und Herzegowina: Zwischen Natur, Geschichte und
Abenteuer" herausgebracht, welches Lust aufs Nachreisen macht.
Wenn es euch interessiert, was wir in Montenegro und auf unserer Rückreise nach Deutschland erlebten, findet ihr den Reisebericht Roadtrip Teil 2 schon bald hier.
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Erich (Freitag, 12 Juli 2024 11:41)
Sehr schöner und informativer Reisebericht, Danke!
Elke (Mittwoch, 24 Juli 2024 23:54)
Toller Bericht und tolle Bilder. Für uns sehr hilfreich für die Reiseplanung, vielen Dank. Ich bin schon gespannt auf Teil 2,
Sveto (Samstag, 27 Juli 2024 22:31)
Super beschrieben alles. Nach dem lesen muss ich gar nicht dorthin reisen :-)