Am Osterwochenende waren wir das erste Mal in diesem Jahr wieder mit dem Camper unterwegs. Wir wollten aber nicht stundenlang im Auto sitzen und entschlossen uns daher Bayern näher zu erkunden. Die Wahl fiel schnell auf Franken, denn hier gibt es unwahrscheinlich viel zu entdecken und ist nicht weit von uns entfernt. Hilfreich bei der Planung war dabei das Buch "Kleine Auszeiten in FRANKEN - Wochenend & Wohnmobil" vom Bruckmann Verlag. Das kleine handliche Büchlein stellt eine Auswahl von 15 Touren in Franken vor, die man jeweils gemütlich an einem Wochenende durchführen kann. Dabei gibt es tolle Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Unternehmungen und Stell- bzw. Campingplätzen. Wir hatten uns für die Tour 15 ins Fränkische Seenland entschieden und waren ganz begeistert von den Vorschlägen im Buch, die wir uns sonst vermutlich nicht rausgesucht und angeschaut hätten.
Gunzenhausen und der Altmühlsee
Am Karfreitag erledigten wir am Morgen noch die letzten Dinge. Wir füllten das Wasser im Camper auf, bestückten den Kühlschrank und luden die Fahrräder auf den Fahrradträger. Dann ging es auch
schon los. Unser erster Stopp befand sich in der Nähe von Gunzenhausen auf einem Stellplatz, der über Landvergnügen angeboten wird. Hier durften wir wunderschön in der Natur abseits des Ortes
stehen und konnten dabei die Feldhasen, Störche und Rehe auf den Wiesen und Feldern ringsum beobachten. Mit den Fahrrädern fuhren wir am Nachmittag an Gunzenhausen vorbei zum Altmühlsee. Diesen
umrundeten wir auf einer gut ausgebauten Strecke. Wir kamen an zahlreichen Einkehrmöglichkeiten vorbei, die an diesem Feiertag gut besucht waren. Einen Stopp legten wir am Lehrpfad der Vogelinsel
ein, die allerdings nur zu Fuß erkundet werden kann, aber die Radl-Pause lohnt sich. Die Spazierstrecke über die Insel ist schön angelegt und vom Aussichtsturm erhielten wir einen herrlichen
Blick über das Vogelschutzgebiet. Für die Umrundung des Altmühlsees mit dem Rad können für die gut 13 Kilometer rund 3-4 Stunden eingeplant werden, je nachdem wie viele Stopps man einlegen und ob
man die Vogelinsel besuchen möchte. Auch für Camper hat der Altmühlsee einiges zu bieten. Rund um den See befinden sich zahlreiche Campingplätze.
Auf dem Rückweg fuhren wir in die Altstadt von Gunzenhausen und kehrten zur Stärkung auf Kaffee und Kuchen in das Café am Wehrgang ein. Im Anschluss fuhren wir auf einem Teil des Altmühlradweges
zurück zum Stellplatz und ließen den Abend gemütlich mit einfacher Campingküche und einem Glas Wein ausklingen.
Was haben Parzival und der Räuber Hotzenplotz gemeinsam?
Für den nächsten Morgen hatten wir uns zum Frühstück bei unseren Gastgebern angemeldet. Wir wurden herzlich empfangen und konnten unseren Augen kaum trauen, als wir den reichlich gedeckten Tisch
sahen. Wer sollte das alles essen? Wir wurden gebeten uns die übrig gebliebenen Köstlichkeiten als Proviant für den Tag einzupacken und mitzunehmen. Gesagt getan. Nach einem großartigen Gespräch
verabschiedeten wir uns und machten uns wieder auf den Weg.
Mittlerweile war der Saharastaub in der Region angekommen. Nach dem strahlendblauen Himmel am Morgen war nun alles bedeckt, aber ordentlich warm. Eine etwas irreale Stimmung verbreitete sich.
Dies hielt uns aber nicht ab die Region weiter zu erkunden.
Unsere nächste Station war Wolframs-Eschenbach. Noch nie von diesem Ort gehört? Wir auch nicht und dabei ist er wirklich sehenswert. Der Ort ist ein Tipp aus Tour 13 des Buches „Kleine Auszeiten
in FRANKEN – Wochenend & Wohnmobil“, aber er lag nicht weit entfernt und wir nahmen ihn in unsere Tour mit auf.
Umgeben von einer trutzigen Stadtmauer erreicht man den Altstadtkern durch eines der beiden Stadttore und fühlt sich sofort in ein anderes Jahrhundert versetzt. Eine Statue am zentralen Markplatz
erinnert an den Dichter Wolfram von Eschenbach, der vor allem für sein Werk Parzival berühmt und Namensgeber der Stadt war. Aber auch der Räuber Hotzenplotz hat hier bereits sein Unwesen
getrieben, so entstand hier die älteste Verfilmung aus den Siebziger Jahren mit Gert Fröbe. In der Nähe des Altstadtkerns befindet sich ein schöner Wohnmobilstellplatz. Es lohnt sich einen
Ausflug nach Wolframs-Eschenbach zu machen, denn es gibt Interessantes zu entdecken.
Erst Natur, dann Biergenuss
Wir fuhren weiter Richtung Spalt. Bevor wir uns aber die Stadt anschauten, machten wir einen Abstecher zum im Buch erwähnten "Schnittlinger Loch". Es ist eines der beliebtesten Wandergebiete der Region und die Beschreibung machte uns neugierig. Von einem Parkplatz direkt an der Straße starteten wir unsere Wanderung in das tief im Wald liegende Tal des Hatzelsbach. Etwas Trittsicherheit ist erforderlich, so ging es doch recht steil rauf und runter. Gerade bei Nässe sind die Wege zudem rutschig. Die kleine Schlucht war recht spektakulär anzuschauen, ist aber schnell durchquert. Wir genossen die Zeit in der Natur, bevor wir uns wieder auf den Weg machten. Auf entspannten Wegen gibt es aber verschiedene Touren durch das hügelige Umland.
Nur wenige Kilometer waren es dann noch bis zur Hopfenstadt Spalt. Sie ist nicht nur weltweit für den Hopfenanbau bekannt, sondern birgt eine weitere Besonderheit. Die gleichnamige Stadtbrauerei
ist die einzige kommunale Brauerei Deutschlands und die Eigentümer sind quasi die Spalter Bürger und der Geschäftsführer ist der Bürgermeister.
Auf einem markierten Rundweg begaben wir uns auf einen Spaziergang durch die historische Altstadt. Allerdings wirkte alles etwas ausgestorben, aber es gab einige hübsche historische Häuser und
Besonderheiten zu entdecken. Wir können vor allem das Hopfen- und Biermuseum "HopfenBierGut" empfehlen. Die Ausstellung war interaktiv und sehr informativ gestaltet und zum Schluss erhält jeder
Besucher ein Probier-Bier. Wenn das nicht ein gutes Argument für einen Besuch ist. ;-) Der gut sortierte Shop bietet viele Hopfenprodukte, unter anderem natürlich das Spalter Bier, aber auch
Marmeladen und Tees sowie Merchandising-Artikel an. Außerdem ist hier auch die Tourist-Information untergebracht.
Zwischenstopp am Brombachsee
Wir befanden uns im Fränkischen Seenland und der bereits erwähnte Altmühlsee ist nur einer der vielen Seen, die nicht weit voneinander entfernt liegen. Die Seenlandschaft ist künstlich entstanden und heute ein beliebtes Freizeitgebiet. Neben Badespaß sind zahlreiche Wander- und Radtouren in schöner Natur möglich.
Für die nächste Nacht suchten wir einen Stellplatz in der Nähe des Brombachsees. Auf dem Wohnmobilstellplatz Panorama ergatterten wir einen der letzten Plätze. Eigentlich mögen wir es nicht eng
an eng auf einem Stell- oder Campingplatz zu stehen, aber es war bereits später Nachmittag und wir waren müde von den Erkundungen, sodass wir uns dafür entschieden. Auf dem etwas weiter unten
liegenden Wohnmobilstellplatz Igelsbachsee, angegliedert an einen großen Parkplatz, waren noch einige Plätze mehr frei. Rund um die Seen befinden sich aber auch zahlreiche andere Camping- und
Wohnmobilstellplätze.
In rund 15 Gehminuten spazierten wir vom Camper an den Brombachsee. Der Saharasturm brachte uns immer trübere Sicht, aber es war warm und am frühen Abend sehr ruhig am See. Tagsüber und bei
besserem Wetter ist hier mit Sicherheit mehr los. Mit der MS Brombachsee, einem besonderen Trimaran Erlebnisschiff kann man in rund 1,5 Stunden eine Rundfahrt auf dem Großen Brombachsee
unternehmen oder die rund 30 km lange Radtour um den See an einer der fünf Anlegestellen abkürzen. Dies stand für uns leider nicht mehr auf dem Programm, aber wir werden den See noch einmal zu
einer anderen Zeit besuchen und die Radtour sowie die Schifffahrt nachholen.
Vom Schloss Ratibor zur Burg Hilpoltstein
Am nächsten Morgen ließen wir uns die auf dem Stellplatz bestellten Frühstücksbrötchen schmecken und machten uns trotz Zeitumstellung als einer der ersten wieder auf den Weg. Es war noch früh und so waren wir die ersten Besucher im Schloß Ratibor in Roth, unserem nächsten Ziel. Es hat schon etwas, allein durch die historischen Räume zu schlendern und die Informationen in Ruhe lesen zu können. Herzstück des Schlosses ist der Prunksaal, an dem wir uns gar nicht satt sehen konnten. Ein Rundgang durch die Räume und durch die angrenzende Galerie mit ihren Sonderausstellungen können wir sehr empfehlen. Im Anschluss begaben wir uns auf einen Stadtrundgang durch die noch verschlafene Altstadt, begleitet vom Storchengeklapper auf einem der Häuser am Marktplatz. Wir verließen Roth bereits am frühen Vormittag und fuhren weiter in das nur 10 Kilometer entfernte Hilpoltstein.
Die Burgstadt Hilpoltstein lohnt einen Besuch. Wir parkten in der zentral gelegenen Marktstraße und gingen auf Entdeckungstour mit Hilfe des markierten Familienerlebnispfads Hilpoltstein. Er führte uns durch die Altstadt, vorbei am Stadtweiher und über einen schönen Wanderweg bis hoch zur Burgruine. Die oberhalb der Stadt befindliche Burgruine aus dem 12./13. Jahrhundert konnten wir kostenlos besichtigen. Von hier oben erhielten wir schöne Ausblicke. Zurück am Ausgangspunkt ließen wir uns passend zum Ostersonntag einen Karottenkuchen und einen Kaffee im Außenbereich des HörKaffee HIP in der Sonne schmecken.
Auf den Spuren der Römer
Weiter ging es in die Römerstadt Weißenburg. Die gesamte Region Fränkisches Seenland und auch der Naturpark Altmühltal ist geprägt von den Überbleibseln der Römer. Dementsprechend viel gibt es hier zu bestaunen. Bevor wir aber tiefer in die Geschichte eintauchten, begaben wir uns auf einen Erkundungsgang um und durch die Altstadt. Weißenburg ist von einer gut erhaltenen Stadtmauer umgeben. Wir betraten sie durch eines der schönsten Stadttore Deutschlands und spazierten direkt auf das Römermuseum zu. Ein Besuch lohnt sich. Der Weg durch die denkmalgeschützte Altstadt führte uns an mittelalterlichen Fachwerkhäusern sowie an schmucken Bürgerhäusern vorbei. Etwas außerhalb der Altstadt befinden sich die Überreste einer römischen Therme und des römischen Kastells Biriciana. Für Interessierte lohnt sich auch dieser Abstecher.
Weißenburg bietet auch einen Wohnmobilstellplatz am Limesbad, welcher uns aber nicht zugesagt hatte. Daher suchten wir weiter und fanden unseren nächsten Übernachtungsplatz am Ortsrand bei der
Tapas Bar Silbermühle. Restaurantbesucher dürfen mit dem Wohnmobil kostenlos übernachten. Bevor wir zum Essen in die besondere Location gingen, genossen wir noch die letzten Sonnenstrahlen vorm
Camper und ruhten uns nach diesem anstrengenden, aber schönen Tag aus. Die Silbermühle befindet sich an einem idyllischen Fleckchen. Auch wenn die naheliegende Straße zu hören war, verbrachten
wir hier eine angenehme Nacht.
Den besten Blick gibt es von oben
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Camper auf die ca. 8 Kilometer entfernte Hohenzollernfestung Wülzburg. Sie liegt auf einer Bergkuppe über der Stadt Weißenburg, von der man eine herrliche Aussicht auf die Umgebung hat. Erbaut wurde die pentagonale Festungsanlage von Georg Friedrich I. Markgraf von Brandenburg-Ansbach im 16. Jahrhundert. Der Innenhof der Festung sowie der äußere Rundweg können kostenlos besichtigt bzw. begangen werden.
Bevor wir uns endgültig auf den Heimweg machten, stoppten wir in Pappenheim. Unzählige Male fuhren wir auf der A9 an der touristische Unterrichtungstafel Pappenheim vorbei, aber sind noch nie rausgefahren, um den Ort zu besuchen. Ein Fehler, wie sich herausstellte, denn die kleine Stadt hat einige interessante Sehenswürdigkeiten zu bieten. Den Camper stellten wir auf dem großen Volksfestplatz ab, auf dem sich auch der offizielle Wohnmobilstellplatz der Stadt befindet. Pappenheim wird idyllisch von der Altmühl umflossen und befindet sich in schöner Naturlandschaft. Bevor wir uns zum Highlight des Ortes begaben, frühstückten wir in der Lehner Bäckerei. Welch ein Glück, dass wir diese Möglichkeit am Ostermontag direkt im Ort fanden, denn wir hatten noch nichts im Magen und den einsetzenden Regen konnten wir so auch überbrücken. Gut gesättigt, nutzten wir anschließend die Regenpause, um zur über Pappenheim aufragenden Burg zu laufen. Wir konnten zwar nicht alle Räumlichkeiten erkunden, aber eine Besichtigung der Anlage ist durchaus lohnend. Da uns das Wetter leider einen Strich durch die Rechnung machte, fuhren wir aber schon bald wieder weiter Richtung Süden und nach Hause.
Lohnt sich ein Wochenendausflug ins Fränkische Seenland?
Ein vollgepacktes langes Osterwochenende lag hinter uns. Wir haben viel gesehen und erlebt. Es hat sich mal wieder bestätigt, dass es sich lohnt in der näheren Umgebung auf Erkundungstour zu gehen. Das Buch "Kleine Auszeiten in FRANKEN - Wochenend & Wohmobil" vom Bruckmann Verlag können wir dafür nur empfehlen. Für uns war es eine tolle Inspirationsquelle und nahm uns zusätzliche Recherche ab, denn viele Sehenswürdigkeiten etc. sind im Büchlein bereits gut beschrieben. Wir werden mit Sicherheit noch die ein oder andere Tour aus dem Buch nachfahren. In der Reihe sind etliche andere Bücher nach dem gleichen Konzept erschienen, beispielsweise "Kleine Auszeiten in der TOSKANA - Wochenend & Wohnmobil", "Kleine Auszeiten im HARZ - Wochenend & Wohnmobil" oder auch "Kleine Auszeiten im TRENTINO - Wochenend & Wohnmobil", welches wir ebenfalls haben, uns aber aufgrund des Wetters für den Ausflug nach Franken in die Fränkische Seenlandschaft entschieden.
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