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Roadtrip durch das letzte Großherzogtum

Das mit dem Reisen war im letzten Jahr so eine Sache. Dennoch haben wir eine für uns unbekannte Reiseregion im späten Frühjahr entdecken können. Wir fuhren quer durch die Republik und erreichten nach 6,5 Stunden das Großherzogtum Luxemburg. In den darauffolgenden Tagen entdeckten wir eine sympathische Hauptstadt, viele Burgen und Schlösser sowie abwechslungsreiche Natur und eine der schönsten Wanderregionen.

Erster Stopp im Grünen

Spät am Abend, kurz vor Anreiseschluss erreichen wir den --> Camping Kockelscheuer. Wir checken problemlos ein und suchen im Dunkeln unseren Stellplatz für die nächsten 2 Tage. Erst am nächsten Morgen erkunden wir den Platz und die Umgebung. Der Campingplatz ist ruhig gelegen, nur gelegentlich stören PS-starke Gefährte der nahen Straße sowie das ein oder andere Flugobjekt die Idylle. In wenigen Schritten befinden wir uns in einem herrlichen Waldgebiet und wir vertreten uns nach dem langen Anreisetag die Beine. 

Den Campingplatz haben wir uns vor allem wegen seiner guten Lage herausgesucht. Nur wenige Meter entfernt befindet sich eine Bushaltstelle. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln können wir so ohne Parkplatzsuche und Stress Luxemburg-Stadt ganz entspannt erkunden. 

Stadt Luxemburg - eine sehenswerte Hauptstadt

Bevor es für uns in die Hauptstadt geht erleben wir eine Überraschung: Alle öffentlichen Verkehrsmittel sind in Luxemburg kostenlos! Da kann sich Deutschland mal eine Scheibe abschneiden. Der Tag startet somit schon einmal vielversprechend und wir freuen uns auf eine spannende Sightseeing-Tour. Die Altstadt zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Mit nur ca. 120.000 Einwohnern ist die Stadt übersichtlich und alle wichtigen Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß erreichbar. Vom Bahnhof gehen wir die Avenue de la Liberté entlang und passieren das prunkvolle Arbed Gebäude. Kurz darauf erreichen wir die Adolphe-Brücke. Von der großen Steinbogenbrücke haben wir einen herrlichen Blick ins Petrusstal, eine grüne Oase inmitten der Stadt. Vorbei am Place de la Constitution mit dem großen Obelisken und der goldenen Statue wagen wir uns ins Zentrum und spazieren zum Place Guillaume II. Die Sonne scheint und die Cafés sind bereits gut besucht. Für eine Pause ist es noch zu früh und so gehen wir weiter auf Entdeckungstour durch die Altstadtgassen. Wir entdecken den Großherzoglichen Palast und begeben uns weiter Richtung Bockfelsen. Hier befindet sich der Ursprung der Stadt Luxemburg. Die Reste der Festung sind sehenswert und darunter befindet sich ein kilometerlanges Kasematten-Tunnelsystem. Von hier oben haben wir einen grandiosen Panoramablick. Gegenüber befindet sich die Abtei Neumünster. Entlang der ehemaligen Festungswälle, auf dem Chemin de la Corniche, blicken wir auf das Stadtviertel Grund, welches vom Fluss Alzette durchzogen wird. Wir begeben uns ins romantische Flusstal und spazieren am Ufer entlang zur Stierchen Brücke. Zurückversetzt in eine andere Zeit erkunden wir im Anschluss die alte Wehrmauer und gelangen bald darauf zum Rham-Plateau. Der Militäringenieur Vauban ließ hier einige Militärkasernen bauen, heute befindet sich ein Pflegeheim in den Gebäuden. Entlang eines Wehrgangs geht es zurück in den Stadtteil Grund und hinauf in die Oberstadt zum Plateau Saint-Esprit. Hier genießen wir noch einmal die Aussicht bevor wir erschöpft nach diesem erlebnisreichen Tag zurück zum Campingplatz fahren. Es gibt noch zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel das Kirchberg-Plateau mit den modernen Bank- und Bürogebäuden sowie moderner Kunst zu entdecken. Dafür benötigt der Besucher aber eindeutig mehr Zeit. 

Tal der sieben Schlösser

Unsere weitere Tour führt ins Tal der sieben Schlösser. Wir fahren auf einsamen Straßen durch Waldabschnitte und ländliche Natur, oftmals am Ufer des kleines Flusses Eisch entlang. Ziele sind einige der sehenswerten Schlösser beziehungsweise Burgruinen, die dieses Tal prägen. Nicht jedes Schloss kann besichtigt werden, aber wir entdecken doch so einiges. Den ersten Stopp legen wir in Koerich ein. Hier befindet sich das Gréiweschlass. Von der mittelalterlichen Burg sind nur noch Ruinen vorhanden; diese wurden allerdings aufwendig renoviert. Früh am Morgen sind wir die einzigen Besucher und erkunden die alten Gemäuer ausgiebig.

Nach kurzer Fahrt halten wir im Ort Hollenfels. Hier befindet sich die Burg Hollenfels. Sie liegt hoch über dem Eischtal und gehört heute zu einem Jugendzentrum. Wir bestaunen den mächtigen Bergfried und lassen den Blick über die Landschaft schweifen, bevor es auch schon wieder weiter geht.

Bereits von der Straße erspähen wir das gewaltige Schlossareal des Talschlosses Ansembourg. Es gibt einen großen Parkplatz von dem wir direkt in den wunderschön angelegten und weitläufigen Barockgarten spazieren. Neben zahlreichen Statuen, Treppen und Springbrunnen entdecken wir auf dem terrassenförmig angelegten Garten auch ein Wasserbassin sowie ein kleines Labyrinth. Das Schloss selber ist in Privatbesitz, der Garten ist jedoch für die Öffentlichkeit zugänglich. Bevor wir weiter zu unserem nächsten Übernachtungsstopp fahren, steht uns noch eine ganz besondere Wanderung bevor. 

Kurz bevor wir Mersch, unser heutiges Etappenziel erreichen, parken wir unseren Camper an der Straße in Claushaff. Wir wollen die Höhlen von Mamerleeën besichtigen. Hierbei handelt es sich sowohl um ein künstlich angelegtes Stollensystem als auch um natürliche Sandsteinhöhlen. Nach ca. 30 Minuten erreichen wir die erste Höhle, in die wir sogar ein Stück hineinlaufen können. Unterhalb dieser Höhle befindet sich der ca. 20 Meter hohe Turm des Schlosses Schoenfels. Für uns geht es noch ein kleines Stück oberhalb der Höhle weiter und wir wandern auf schmalem Waldsteig zwischen Felsen immer wieder an versteckt liegenden Höhleneingängen vorbei. Diese sollten allerdings nicht ohne fachkundige Hilfe erkundet werden, da sie weit verzweigt sind. Durch den Wald spazieren wir zurück zum Ausgangspunkt. Die Wanderung ist traumhaft schön und es gibt viel zu entdecken. Die Höhlen befinden sich etwas versteckt und von der Hauptstraße findet man sie nicht, da sie hoch über der Straße liegen. Wir haben so manche Passanten suchend am Straßenrand stehen gesehen und auch im Netz kursieren Gerüchte, dass die Höhlen ein Fake sind und es sie gar nicht gibt. 

Wir erreichen Mersch und checken auf dem --> Campingplatz Krounebierg ein. Auf dem großen Platz sind wir fast die einzigen Camper. Für eine Nacht und eine heiße Dusche ist das aber genau das Richtige für uns und der Campingplatz ist optimal gelegen. Wir können von hier aus Mersch erkunden und zudem eine wunderschönen Spaziergang zum Sonnenuntergang unternehmen. Wir starten mit dem Besuch des letzten Schlosses auf unserer Tour durch das Tal der sieben Schlösser und begeben uns bergab Richtung Ortszentrum. Sofort fällt uns der markante Turm auf. Der Sankt-Michel-Turm ist ein Überbleibsel der damaligen Pfarrkirche und wird heute als Tourist-Info genutzt. Auf dem Platz vor dem Turm erblicken wir eine Drachenskulptur mit sieben Zacken. Sie sollen für die sieben Schlösser stehen. Gegenüber befindet sich das mittelalterliche Schloss Mersch in dem die Gemeindeverwaltung sitzt. Nach einem kleinen Abstecher durch den grünen Stadtpark kommen wir auf dem Rückweg zum Campingplatz an den Überresten einer römischen Villa vorbei. Mitten in einer Wohnsiedlung gelegen ist diese leicht zu übersehen. Wir wandern bergauf, am Campingplatz vorbei und weiter hinauf bis wir den Obelisk Krounebierg erspähen. Er soll nicht nur den Mittelpunkt des Großherzogtums anzeigen, sondern dient auch als Nationalmonument. Hier oben genießen wir bei einem guten Tropfen luxemburgischen Weins die letzten Sonnenstrahlen. 

Alte Ruinen, kleinste Dörfer und ein Naturpark

Am nächsten Tag stoppen wir auf der Weiterfahrt gleich bei der nächsten Burg. Die Ruinen der Burg Pettingen sind sehenswert und die Anlage ist frei zugänglich. Noch heute können wir erahnen wie mächtig die Burganlage mit dem einstigen breiten Wassergraben früher einmal war.

Wir halten uns aber nicht lange auf, sondern fahren weiter nach Useldange. Auch hier bestaunen wir die Reste einer mittelalterlichen Burg. Rundherum, sowie im Innenbereich der Burg, ist ein Kulturweg mit Hilfe der UNESCO erstellt worden. Das Besondere daran ist, dass auf zahlreichen Stationen auch Sehbehinderten die Möglichkeit geboten wird, die Geschichte zu erleben. Nach diesem spannenden Ausflug in die Vergangenheit fahren wir weiter. Es soll ins kleinste Dorf Luxemburgs, nach Rindschleiden, gehen. Hier findet der Besucher eine der ältesten Kirchen des Landes. Auch wir wagen einen Blick hinein und können Reste des historischen Fundaments sowie eindrucksvolle Fresken begutachten. In der Nähe entdecken wir ein Hinweisschild "Randschleider Pad" und folgen den Wegweisern. Sie führen uns auf einen kleinen Meditationspfad von ca. 1,5 km mit 12 Stationen.

Mental gestärkt starten wir erneut durch und fahren in den Naturpark Obersauer. Wir wollen zum Belvédère Burfelt. Hier befindet sich eine Panoramaplattform, die 70 Meter über dem Stausee schwebt. Das ist nichts für schwache Nerven. Der kleine Spazierweg zur Plattform führt uns durch schönes Waldgebiet. Die Region eignet sich perfekt fürs Wandern. Leider fehlt uns die Zeit, aber wir kommen unserem heutigen Ziel näher. 

Wir erreichen den beschaulichen Ort Esch-Sauer. Die Lage ist einzigartig und der Ort versprüht ein ganz besonderes Flair. Hoch über dem Ortskern erhebt sich, wie soll es anders sein, eine alte Burganlage. Wir steigen hinauf und erfreuen uns an dem tollen Rundumblick auf die bewaldeten Hügel. Aber auch das kleine Örtchen unterhalb der Ruine ist hübsch anzusehen. Es wird von der Sauer umflossen und entlang des Ufers lässt es sich wunderbar flanieren. Über fünftausend Jahre liegt die erste Erwähnung des Ortes zurück. Wir bewegen uns also auf geschichtsträchtigem Boden. 
Nun sind wir auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Wir ergattern einen schönen Wiesenstellplatz direkt am Ufer der Sauer auf dem --> Campingplatz Bissen. Wir könnten das schöne Restaurant auf dem Platz besuchen, entscheiden uns aber die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut zu genießen und nach diesem langen Tag die ruhigen Abendstunden mit Blick auf den Fluss zu verbringen. 

Luxemburger Ardennen

Unser Weg führt uns weiter durch die Ardennen. Wir erreichen die Stadt Wiltz und parken am Ortsausgang auf einem großen Parkplatz. Heute stehen uns einige Höhenmeter bevor, denn Wiltz ist in eine Ober- und Unterstadt aufgeteilt. In der Oberstadt, welche auf einer Hochebene erbaut wurde, befindet sich das Schloss. In ihm kann das Nationale Museum für Braukunst und die Geschichte der Gerberei sowie ein Museum zur Geschichte der Ardennen Offensive besichtigt werden. Auf dem Gelände befindet sich zudem ein Bühnenareal auf dem die bekannten Wiltzer Festspiele aufgeführt werden. Wir haben noch von einer Besonderheit in Wiltz gelesen und gehen weiter bergan die Stadt hinauf. Wir wollen den Jardin de Wiltz besichtigen. Der schön angelegte Kunstgarten wird überwiegend von Menschen mit Behinderung und Langzeitarbeitslosen in Schuss gehalten. Die Anlage ist nicht riesig und der Besucher darf nicht zu viel erwarten, aber dennoch ist es ein schönes Fleckchen. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Aussichtspunkt mit einem Panzerdenkmal vorbei, welches zur Erinnerung an den zweiten Weltkrieg errichtet wurde. Es geht weiter bergab, wir passieren das Nationale Streikdenkmal und gehen im Anschluss zurück zum Parkplatz. In Wiltz gibt es Einiges zu entdecken, aber irgendwie hat die Stadt uns nicht gepackt. Wir wissen auch nicht warum der Funke nicht übergesprungen ist und fahren schon recht bald weiter zurück in die Natur.  

Waren wir vor Kurzem noch im kleinsten Dorf Luxemburgs fahren wir jetzt weiter in eines der schönsten Dörfer Luxemburgs. Es geht nach Lellingen. Abseits von Besucherströmen gibt es hier ein Café, in dem wir uns später noch stärken, und einen hübschen kleinen Ortskern. Die nationale Denkmalbehörde hat Lellingen als Musterdorf ausgezeichnet, da es seinen charakteristischen Charme bis heute behalten hat. Die eigentliche Sehenswürdigkeit befindet sich allerdings etwas abseits und muss erwandert werden. Im Frühjahr bietet sich hier ein bezauberndes Naturschauspiel. Tausende von wilden Narzissen überwuchern die Hänge und Waldböden. Wir sind schon etwas spät dran und sehen nur noch die Überreste. Allerdings bekommen wir eine Vorstellung davon, wie wunderschön es zur vollen Blüten aussehen muss. 

UNESCO Weltdokumentenerbe in Clervaux

Unser heutiges Ziel ist Clervaux. Das hübsche Städtchen inmitten der Ardennen liegt in einem Tal. Schon von Weitem ist die alles überragende Benediktinerabtei St. Mauritius und St. Maurus zu sehen. Ein Blickfang ist aber auch das mittelalterliche Schloss aus dem 12. Jahrhundert im Ortszentrum. Hier können mehrere Ausstellungen besichtigt werden. Eine davon ist die größte Fotoausstellung aller Zeiten - The Family of Man - von Edward Steichen. Für mich als Fotografin eigentlich ein Muss, allerdings sind wir außerhalb der Öffnungszeiten hier. In der "Stadt der Bilder" sind einige Ausstellungsflächen unter freiem Himmel zu bewundern. Na wenigstens bekommen wir etwas Fotografie zu sehen, auch wenn das kein Ersatz ist. Die Église Saints-Côme-et-Damien ist ebenfalls ein Hingucker und prägt das Ortsbild. Wir laden uns eine App herunter mit der wir einen Stadtrundgang zu allen wichtigen Stationen machen und erhalten so viel Hintergrundwissen und interessante Informationen. Uns hat der Besuch in Clervaux sehr gut gefallen. Nahe des Zentrums finden wir eine Übernachtungsmöglichkeit. 

Der --> Campingplatz Clervaux befindet sich nur wenige Gehminuten vom Ortskern entfernt und hat alle Annehmlichkeiten zu bieten. Erneut sind nur wenige Camper mit uns auf der Anlage. So ist es sehr ruhig und wir stehen idyllisch an dem Fluss Clerve mit Blick auf die Klosteranlage. Für den großen Swimmingpool ist es noch zu kalt. Die Minigolfanlage lädt bei dem herrlichen Wetter aber zu einem Spielchen ein. Der nette Betreiber gibt uns einige Ausflugstipps und die heiße Dusche am Abend lässt uns entspannt ins Bett fallen. 

Unterwegs im Naturpark Our

Durch den Naturpark Our fahren wir zunächst nach Bivels. Wir parken an einem Aussichtspunkt mit einem Stein. Hier starten wir eine Wanderung. Eigentlich wollen wir zum Aussichtspunkt Belvédère Victor Hugo. Allerdings finden wir diesen nicht. Dennoch erleben wir eine frühlingshaft schöne Wanderung in ruhiger Natur. In der Ferne erspähen wir die Burg Falkenstein. Die Gegend hält eine der schönsten Wanderrouten Luxemburgs bereit. Auf der Nat´Our Route 4 kann die Ourtalschleife erwandert werden. Leider haben wir dies heute nicht eingeplant. 

Übernachten werden wir heute in der beliebten Mittelalterstadt Vianden. Umgeben von viel Natur befindet sich der Ort am Ufer des Flusses Our. Hoch über der Stadt thront die Oranienburg aus dem 11. Jahrhundert. Sie ist bereits von weit her sichtbar. Wir erkunden die Stadt zu Fuß und wollen natürlich auch zur Burg. Auf dem Weg dorthin entdecken wir einen hübschen Weg oberhalb der Stadt entlang der alten Stadtmauer welcher von einigen Wachtürmen gesäumt ist. Eine Burgbesichtigung lassen wir uns nicht entgehen und der Eintritt lohnt sich! Gleich am Einfang befindet sich ein sehr modernes und interaktives Besucherzentrum. Aber auch der Rundweg durch die Burg ist sehr sehenswert. Wir werden in eine andere Zeit zurückversetzt und erfahren nebenbei noch so einiges über die Geschichte. Die Burg zählt zu den bedeutendsten Baudenkmälern Europas.

Durch die schmalen Kopfsteinpflastergassen geht es zurück in den Ortskern. Für Literaturinteressierte bietet sich ein Besuch des Victor Hugo Hauses an. Hier können Dokumente, Schriften und Zeichnungen begutachtet werden. Der Schriftsteller verbrachte einige Zeit in Vianden. Wir besorgen uns etwas zu Essen und machen es uns an der Promenade der Our gemütlich. Vianden ist ein äußerst hübscher Ort und wir können es nachvollziehen, dass er so gern besucht wird. 

 

Der Camperpark direkt an der Promenade der Our ist bereits überfüllt. Wir finden keinen ruhigen Platz mehr und entscheiden uns deshalb erneut für einen Campingplatz. Beim --> Camping de l´Our bekommen wir ein einsames Plätzchen direkt am Fluss. Hier können wir den Abend in Ruhe ausklingen lassen und unsere Füße hochlegen. Bei einem kühlen Bier beobachten wir am Flussufer einen Graureiher auf Fischfang. 

Nach Regen kommt auch wieder Sonnenschein

In der Nähe von Lipperscheid möchten wir zu einem besonderen Aussichtspunkt. Wir parken unseren Camper und machen uns zu Fuß auf den Weg. Wir folgen den Wegweisern zum Point de Vue Gringlay. Aber kaum sind wir losgezogen zieht sich der Himmel plötzlich komplett zu. Es wird dunkel und fängt an zu stürmen und dann schüttet es wie aus Eimern. Wir machen noch schnell ein Foto vom Horseshoe Bend des Nordens und begeben uns zurück zum Auto. Na toll. Nach den vielen sonnigen und schönen Tagen scheint das Wetter es jetzt nicht mehr gut mit uns zu meinen.

Im Dunst können wir auf einem Hügel so gerade eine Burg ausmachen. Sie ist unser nächstes Ziel. Wir fahren weiter nach Bourscheid. Die gleichnamige Burg ist nur wenige Kilometer entfernt. Flächenmäßig handelt es sich um die größte Burg des Landes und wirkt bereits aus der Ferne sehr beeindruckend. Wir gehen auf Entdeckungstour zwischen den alten Gemäuern. Vermutlich wurde die Burg im 10. Jahrhundert erbaut und bis zum 15. Jahrhundert stetig vergrößert. Plötzlich meldet sich die Sonne zurück. Verrücktes Wetter! Nach einer kleinen Kaffeepause auf der Terrasse im Burg-Café, inklusive weitem Blick über das Tal, fahren wir weiter. Heute steht noch so einiges auf dem Programm bevor wir unseren nächsten Übernachtungsplatz erreichen. 

 

Wir sind übrigens mit dem Reiseführer Roadtrip Luxembourg von Natascha und Patrick, vielen bekannt als --> Pataschasworld, unterwegs. Hier finden wir die zahlreichen Tipps zu tollen Aussichtspunkten, einen Routenvorschlag durchs Großherzogtum und viele der genannten Sehenswürdigkeiten. Wir habe unsere Tour sehr nah an die im Buch beschriebenen Streckenabschnitte angeglichen und sind hellauf begeistert. Im Reiseführer steckt jede Menge Arbeit, die sich gelohnt hat. Uns erweist er tolle Dienste und ohne ihn wären wir nie auf Luxemburg als Reiseland gekommen. 

Auf der Weiterfahrt möchten wir einen kurzen Abstecher in Diekirch einlegen. Die Stadt liegt am Fluss Sauer. Wir spazieren vom Parkplatz durch einen kleinen Park entlang des Flusses in die Fußgängerzone. Der hübsche Stadtkern mit den vielen Restaurants und Cafés wirkt sehr einladend. Eine Besonderheit in Diekirch ist der Esel. Er ist an fast jeder Ecke zu finden. Leider haben wir wieder Pech und nach einem ersten Erkundungsspaziergang fängt es wieder in Strömen an zu regnen. Nachdem wir unsere Weinvorräte in einem kleinen Spezialitätenladen aufgestockt haben, treten wir den Rückzug an und fahren weiter. 

Es ist wie verhext. Die Sonne kommt wieder hervor und wir können den nächsten Ort bei schönstem Wetter erkunden. Bevor wir unser heutiges Reiseziel erreichen, stoppen wir in Larochette. Auch hier gibt es oberhalb vom Zentrum eine Burgruine. Ein Teil der Burg wurde restauriert und es finden immer mal wieder Kunstaustellungen und Konzerte dort statt. Die Region ist zudem für ihre Wanderwege bekannt. So führt auch der bekannte Mullerthal Trail durch den Ort. Wir unternehmen eine kleine Rundwanderung. Dabei kommen wir an tollen Felsgebilden vorbei. Diese geben uns schon einmal einen ersten Vorgeschmack auf die nächsten Tagen. Es gibt einige schöne Aussichtspunkte rund um Larochette. Im Anschluss schlendern wir durch die kleinen Gassen. In der Hauptstraße finden wir Cafés und Restaurants, die zur Stärkung einladen. Wir fahren allerdings weiter, denn ein letzter Spot steht heute noch auf unserer Liste. Also auf geht´s. 

Spannende Felsformationen

Die nächsten zwei Tage werden wir im Müllerthal verbringen. Diese Region ist ein Pflichtbesuch für uns, denn wir lieben es zu wandern und in der Natur zu sein. Wir haben viele schöne Wanderungen entdeckt. Leider haben wir nicht die Zeit alle zu laufen. Zunächst geht es aber zu einem ganz besonderen Spot. Wir fahren zu einem Parkplatz direkt an der Straße. Auf der anderen Seite geht der Wanderweg los. Wir folgen den Wegweisern zum Schiessentümpel. Vorbei an hochaufragenden Felswänden, immer entlang eines kleinen Baches, erreichen wir nach kurzer Zeit ein Konstrukt aus Holz und Stahl. Diese Treppenanlage wurde errichtet, da der Wanderweg aufgrund starker Niederschläge nicht mehr begangen werden konnte. Über etliche Treppenstufen gelangen wir zu DEM Fotospot der Region. Der Wasserfall liegt malerisch eingebettet zwischen Felsen und Wald. Die hübsche kleine Brücke, die darüber führt, wirkt wie aus einer anderen Zeit. Nachdem wir den Schiessentümpel von allen Seiten inspiziert haben laufen wir zurück zum Parkplatz und suchen uns einen Stellplatz für die Nacht. 

Nachdem wir auf dem ersten Campingplatz keinen Stellplatz für die Nacht mehr ergattern können werden wir auf dem --> Camping Belle-Vue 2000 in Berdorf fündig. Auch von hier können wir direkt unsere geplante Wanderung starten. Der Platz selber ist nicht so schön. Der obere Teil ist geprägt von Dauercampern. Der untere Teil für Wohnmobile liegt idyllisch am Feldrand mit zahlreichen Bäumen. Allerdings sind die Waschhäuser schon arg in die Jahre gekommen und nicht mehr im besten Zustand. Egal, wir wollen die Natur genießen und können duschen. Mehr brauchen wir nicht. 

Heute steht sie an, die große Wanderung durchs Müllerthal. Wir haben uns die Berdorfer Felsenrunde herausgesucht. Rund 16 km liegen vor uns. Vom Campingplatz laufen wir einmal quer durch den Ort und erreichen schon bald den Einstieg auf den heutigen Trail. Bereits gleich zu Anfang geht es spektakulär los. Die Wegweiser führen uns über eine Hängebrücke tiefer in den Wald hinein. Sogleich sind wir umringt von einzigartigen Felsformationen. Der Weg ist abwechslungsreich und führt uns mal auf breiten Waldwegen, dann wieder über Treppen und Stege durch den Wald. Immer wieder führt er uns durch enge Felspassagen. Die Luxemburgische Schweiz zeigt sich hier von ihrer schönsten Seite. Bereits am Anfang erwartet uns Nervenkitzel. Wir kommen an der Räuberhöhle vorbei, quetschen uns durch einen schmalen, immer dunkler werdenden Gang (gut das wir unsere Stirnlampen dabei haben) und steigen über eine steile Metallstiege in die Höhe. Puh, geschafft! Vom Adlerhorst blicken wir auf den unter uns liegenden Wanderweg hinab. Dort geht es weiter. Vorbei an der Teufelsinsel führt uns der Weg immer entlang von Felsen und zum Teil auf recht schmalen Waldsteigen. Uns wird es kein bisschen langweilig und wir genießen die herrliche Natur. Wir kommen zu einem Kletter-Areal und bereits jetzt am frühen Morgen ist schon Betrieb an den hohen Sandsteinfelsen. Aber auch für uns wird es bald darauf noch einmal aufregend. Wir erreichen die Felsformation Siewenschlueff. Hier befinden sich mehrere bis zu 20 m hohe Spalten im Gestein. Auf den Felsen stehen Nummern und führen uns so durch die engen Durchgänge. Doch plötzlich geht es nicht mehr weiter. Mit unseren Rucksäcken schaffen wir es nicht beide hindurch. Die Passage ist laut Markierung nur 30 cm! breit. Ich nehme das Equipment, scheue den intensiven Kontakt zum Fels und laufe den Weg zurück. Nach einem entspannten Stück durch den Wald auf dem wir nur dem Vogelgezwitscher lauschen und die Gesteinsformationen bewundern wird es noch einmal abenteuerlich. Der Weg führt uns durch die Mandrack Passage. Auch hier wird es eng, aber es nützt nichts, nun müssen wir beide hindurch, denn es führt kein Weg drum herum. Nach diesen spektakulären Wegen kommt uns der nächste Abschnitt direkt fad vor. Wir laufen weiterhin im Wald, allerdings ist es längst nicht mehr so felsig. Wir entdecken ein paar Aussichtspunkte, die über Treppen erreicht werden können, aber auch diese sind relativ langweilig verglichen mit den bisherigen Erlebnissen. Aber schon bald wird es wieder interessanter. Wir queren eine Straße und wandern nun entlang eines fast trockenen Baches durch spannendere Gesteinsformationen. Den Weg durchs Labyrinthe finden wir auf Anhieb. Über Stege führt uns der Weg zur Hohllay. Auf einmal stehen Urzeitmenschen vor uns. Was ist hier denn los? Wir sind prompt in Filmaufnahmen hinein gelaufen. Nach kurzem Stopp können wir unseren Weg fortsetzen. Vorbei am Amphitheater Breechkaul erreichen wir nach wenigen Metern auch schon wieder unseren Campingplatz. Wow, was war das für eine Wanderung! Wir können das Müllerthal jedem Wanderer nur ans Herz legen. Es ist wirklich beeindruckend. 

Das Ende unserer Reise naht

Nach diesen außergewöhnlichen Impressionen der letzten Tage machen wir uns wieder auf den Weg. Es wird mal wieder Zeit für eine Burgbesichtigung. Daher machen wir einen Abstecher zur Burg Beaufort. Die imposanten Ruinen Burg beeindrucken uns bereits von außen. Gegenüber der Burg befindet sich ein Parkplatz. In wenigen Schritten sind wir am Kassenhäuschen. Nachdem wir den Eintritt gezahlt haben, tauchen wir erneut ab ins Mittelalter. Der Rundgang führt uns vom tiefen und dunklen Keller in luftige Höhe auf den Turm. Wir lieben es durch alte Gemäuer zu streifen und die Geschichte förmlich zu spüren. 
Ein Stück weiter kann ein Renaissance-Schloss aus dem 17. Jahrhundert bewundert werden. Allerdings ist dies nur mit limitierter Führung möglich. Die Räume sollen allerdings beeindruckend sein. 

Den nächsten Stopp legen wir in der ältesten Stadt Luxemburgs ein. Wir besorgen uns einen Stadtplan, so verpassen wir keine der Sehenswürdigkeiten. Wir streifen durch verwinkelte Gassen und spazieren entlang der Überreste der Stadtmauer. Die Abtei mit der Sankt-Willibrord-Basilika ist das Wahrzeichen der Stadt Echternach. In wenigen Schritten befinden wir uns auf dem Marktplatz. Hier herrscht ordentlich Trubel und viele Menschen genießen die Sonne in den Cafés und Restaurants. Entlang der Sauer schlendern wir durch den Stadtpark, vorbei an einem Rokoko-Pavillon und an der Orangerie zurück ins Zentrum. 

Es ist Wochenende und wir versuchen in der näheren Umgebung einen Stellplatz zu bekommen. Wir befinden uns unmittelbar an der Grenze zu Deutschland und viele Camper nutzen das Wochenende zu einem Kurzausflug. Dementsprechend voll ist es und wir bekommen keinen Platz. Da wir auch die Moselregion erkunden wollen fahren wir weiter in diese Richtung. 

Endspurt entlang der Mosel

In Wasserbillig werden wir fündig und können uns auf den Parkplatz am --> Campingplatz Schützwiese stellen. Das ist natürlich nicht schön und eigentlich kein würdiger Abschluss unseres Roadtrips, aber für uns völlig ausreichend. Wir können duschen und nutzen die Annehmlichkeiten des Platzes. Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Ein letztes Mal gehen wir am Ufer der Sauer entlang, die hier in die Mosel fließt.
Früh am Morgen starten wir unsere Rückreise. Wir wollen heute aber noch ein Stück die Weinregion Luxemburgs kennenlernen und fahren Richtung Süden. Die Moselstadt Grevenmacher steht noch auf unserer Liste und wir sind fast die einzigen Besucher zu dieser Tageszeit. Wir gehen durch die Stadt mit ihren engen Gassen und wandern auf den Kalvarienberg zur Kreuzkapelle. Von hier blicken wir auf die noch kahlen Weinberge bevor es entlang der Moselpromenade zurück zum Parkplatz geht. Eine Fahrt mit der MS Princesse Marie-Astrid auf der Mosel bietet sich von hier aus an. Leider haben wir dafür keine Zeit mehr. 

Dem Moselverlauf folgend fahren wir weiter und genießen immer wieder den Blick auf die Weinhänge. In Remich verlassen wir dann endgültig Luxemburg über die Moselbrücke und legen die restlichen Kilometer in Deutschland bis in unsere Heimat zurück.  

Wir ziehen Resümee

Abwechslungsreiche und spannende Tage liegen hinter uns. Insgesamt waren wir 10 Tage unterwegs. Mit Luxemburg haben wir ein Land kennengelernt, welches nie auf unserer Liste stand. Froh, diese Erfahrung gemacht zu haben können wir eine Reise in dieses tolle Land nur empfehlen. Wir sind überrascht wie vielfältig sich das letzte Großherzogtum gezeigt hat. Außerhalb der Saison ist es vor allem im Landesinneren überhaupt kein Problem einen Stellplatz zu finden. Im ganzen Land verteilen sich zahlreiche Campingplätze. Aber gerade an Wochenenden sind die Regionen rund ums Müllerthal und auch an der Mosel recht voll und die Übernachtungsmöglichkeiten werden rar. Luxemburg ist nicht groß und wir haben keine langen Strecken hinter uns gebracht, so hatten wir mehr Zeit für Sehenswürdigkeiten und konnten uns viele verschiedene Orte ansehen. 

Auch das Buch Roadtrip Luxembourg - Eine Reise durch das letzte Großherzogtum von Natascha und Patrick können wir empfehlen. Die Touren sind nicht nur für Wohnmobilisten interessant. Wer weiß, vielleicht geht auch ihr bald auf Entdeckungsreise in dieses überraschend sehenswerte Land.

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Kommentare: 2
  • #1

    Emm Ceh (Montag, 31 Januar 2022 08:53)

    Wie wohltuend, unser Ländchen durch die Augen von freundlichen Touristen zu sehen. Wir Luxemburger vergessen die vielfältigen Schönheiten unseres Landes viel zu leicht.
    Villmols merci fir déi fantastesch Reportage!
    Bis eng aaner Kéier ��‍♀️

  • #2

    Tascha & Patrick (Mittwoch, 02 Februar 2022 10:23)

    Liebe Jessica,
    Es freut uns sehr, dass unser Buch euch während der Tour nützlich war. Dein Artikel, genau so wie die Bilder sind einfach fantastisch geworden! Und vielen lieben Dank für die Werbung.

    Grüsse aus dem letzten Großherzogtum!