Land oder Leben - von Claudia Heuermann ist ein wirklich spannendes Buch, welches im --> CONBOOK Verlag erschienen ist. Es erzählt von der Sehnsucht dem Stress und Alltag zu entfliehen und sich ein besseres Leben im Einklang mit der Natur aufzubauen. Nachhaltigkeit und bewusster Konsum stehen wieder mehr im Fokus und viele Menschen träumen davon auf dem Land zu leben, Selbstversorger zu werden und glücklich und gesund zu sein. Aber ist das wirklich so einfach?
Sehnsucht und Realität
Ich gebe zu, auch wir haben schon davon geträumt irgendwann einen kleinen Hof zu besitzen, Tiere zu halten und es uns gut gehen zu lassen. In ihrem Buch Land oder Leben erzählt Claudia Heuermann aber schonungslos wie der wirkliche Alltag sich gestaltet. Ja, auch das Leben in der Natur wird irgendwann zum Alltag. Hinzu kommen die Gefahren in der amerikanischen Wildnis, die sie eindrucksvoll schildert und an die wir mit unserer romantischen Sicht auf die Dinge nicht sofort denken.
Kennt es nicht jeder dem Alltag entfliehen, die frische Luft auf dem Land und die Natur genießen zu wollen?
Mein Mann und ich leben im Voralpenland und erleben daher wie jedes Wochenende die Menschen regelrecht aus den Städten fliehen um ihre freie Zeit in der Natur zu verbringen. Sie wollen abwechslungsreiche, adrenalingeladene oder auch völlig entspannte und ruhige Momente erleben. Sie wollen raus. Raus aus dem Alltag, raus aus der Stadt und suchen Erholung in der Natur.
Claudia Heuermann beschreibt in ihrem Buch etwas ganz Ähnliches. Allerdings ging sie und ihre Familie noch einen Schritt weiter und sie wanderten gleich ganz aus. Der große Traum in Amerika oder Kanada auf dem Land zu leben ist glaube ich in vielen Köpfen vorhanden. Das dieser Wunsch aber nicht ganz so einfach und romantisch ist, wie wir es uns ganz oft vorstellen, beschreibt Claudia Heuermann in ihrem Buch sehr eindrücklich.
Auch wir versuchen auf unseren Touren dem Alltag zu entfliehen und suchen auch immer wieder die Romantik auf dem Land. Da wir mit unserem Camper Van auch autark unterwegs sein können, es aber nicht immer die Möglichkeit gibt irgendwo sicher und vor allem mit Erlaubnis zu stehen, haben wir uns nach Alternativen umgeschaut. Es gibt ein tolles Stellplatz Konzept welches ursprünglich aus Frankreich kommt und in immer mehr Ländern übernommen wird. Dabei ist es möglich für eine Nacht mit dem Camper auf einem Hof zu stehen, Einblick in die Arbeit zu erhalten und die dort hergestellten Produkte zu erwerben.
Dabei haben wir bei unseren vielen Übernachtungen zwar nur einen Eindruck erhalten, aber schon so bemerkten wir was es heißt einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen oder Hofbesitzer zu sein. Die Bauern arbeiten von früh morgens bis spät abends und sind aufopferungsvoll für ihre Tiere da. Bei Wind und Wetter müssen die Tiere versorgt werden und die Produkte verarbeitet werden.
Einige Erfahrungen und Beispiele, die wir auf unserer letzten Tour durch die Steiermark gemacht haben möchte ich kurz zusammenfassen.
An einem Nachmittag sind wir bei strömenden Regen auf einen Lama- und Pferdehof angekommen. Sofort war jemand da um uns zu begrüßen, hat uns alles gezeigt und dennoch war sichtbar, dass noch jede Menge Arbeit anstand. Es musste noch ausgemistet und die Tiere gefüttert werden. Während wir es uns gemütlich in unserem Van gemacht haben, wurde draußen fleißig weitergearbeitet bis es schon längst dunkel war.
Ein weiteres Erlebnis haben wir auf einem Hof mit Bauernladen in Graz gemacht. Nach einem leckeren Abendessen lagen wir schon längst in unserem mollig warmen Bett - es war bereits nach Mitternacht - und dennoch hat unermüdlich jemand mit dem Traktor die Felder gepflügt, da für die nächsten Tage schlechtes Wetter angesagt war. Am nächsten Morgen stand das Ehepaar bereits wieder im Hofladen.
Auf einem Hof mit einer Ölmühle durften wir bei der Kernölproduktion zusehen und uns wurden die einzelnen Schritte erklärt. Wir erfuhren, dass diese Arbeit an einem Tag 10-12 Stunden gemacht wird und die Schritte sich immer und immer wieder widerholen. Wir lagen längst im Bett als wir die Scheunentür zufallen hörten.
Puh! Wir haben zwar nur einen Einblick erhalten, aber trotzdem merken wir wieviel Arbeit dahintersteckt.
Meine Erkenntnis und was ich damit anfange
Natürlich sind unsere Erlebnisse und Erfahrungen nicht vergleichbar mit den Gefahren in Amerika und der Wildnis dort, aber das die romantische Sichtweise, die viele haben nicht immer der Realität entspricht, das haben auch wir gesehen und selber erfahren. Es steckt jede Menge Arbeit dahinter. Oftmals ist an Urlaub oder an eine Auszeit nicht zu denken oder nur mit sehr viel Organisation möglich.
Ich denke wir sollten alle froh sein, dass es Menschen gibt, die diese Arbeit auf sich nehmen, die es gerne und mit Herzblut machen um uns Nahrung und Produkte zur Verfügung zu stellen, die wir tagtäglich konsumieren. Dabei sollte genau dieser Einsatz und die Beschwerlichkeit besonders respektiert und anerkannt werden. Wer also dem romantischen Ziel hinterher jagt etwas besser als der Rest zu sein und sich und auch der Welt etwas Gutes tun möchte, der kann doch beim nächsten Mal einfach einen Bauern oder Produzenten aus der näheren Umgebung unterstützen und ein paar Euro mehr für die Produkte ausgeben als immer nur alles billig im Supermarkt zu kaufen.
Mich hat das Buch zum Nachdenken angeregt und hat mich meine Traumvorstellung noch einmal überdenken lassen. Nicht jeder ist dafür geschaffen aufopferungsvoll als Selbstversorger zu leben. Daher ist es wichtig, die zu unterstützen, die sich dafür entschieden haben.
Ich kann das Buch --> Land oder Leben von Claudia Heuermann nur weiterempfehlen. Auch wenn ihr Traum vom Landleben doch irgendwann endete hat sie in den Jahren, in denen sie mit ihrer Familie in der Wildnis Amerikas lebte viele Erfahrungen gesammelt und ich bin froh, dass ich ihre Geschichte lesen durfte.
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